Strategisches Ziel „Interkulturelle Urbanität“: Leitlinien beschlossen

Interkulturelle Urbanität“ ist eins von sechs strategischen Leitzielen der Stadt Duisburg im Rahmen von Duisburg 2027. Was „Interkulturelle Urbanität“ genau bedeutet und wie dieses Leitziel anzusteuern ist – das beschreiben die Leitlinien, die vom Referat für Integration und dem Projektteam Duisburg 2027 erarbeitet und inzwischen vom Rat der Stadt beschlossen wurden.

In der Vielfalt ihrer Bevölkerung steckt viel Potential für die zukünftige Entwicklung der Stadt Duisburg. Das ist die Botschaft der vom Rat der Stadt Ende März beschlossenen sechs „Leitlinien zur interkulturellen Urbanität“ (DS -09-1668 ). Vielfalt bezieht sich hier nicht nur auf die Herkunft der Menschen, sondern meint die städtische Vielfalt im Ganzen, mit ihren zahlreichen Milieus und Lebensstilen, die unter anderem durch Zuwanderung geprägt sind.

Mit dem Ratsbeschluss sind die Leitlinien Bestandteil des Projekts Duisburg 2027 und finden auf diesem Weg Eingang in die Arbeit der einzelnen Ämter, die am Projekt beteiligt sind. Sie sind aufgefordert, die Leitlinien in ihre Fachkonzepte einzubinden.

Damit fließt das Thema Integration in die Entwicklung von Vorstellungen und Planung von Strategien zur Zukunft Duisburgs ein. Der Rat der Stadt erklärte „Integration“ bereits 2008 zu einem wichtigen Querschnittsthema (Ratsbeschluss: „Ziele der Stadt“ – DS 08-1670). Dem wird jetzt Rechnung getragen.

Der neue Beschluss ist ein wichtiger Schritt in der Integrations- und Stadtentwicklungspolitik der Stadt Duisburg. Integration wird damit zum Bestandteil der Stadtentwicklungsplanung. Ihre Aufmerksamkeit richtet die Stadt Duisburg dabei auf das Entwicklungspotential ihrer Bewohner.

Vielfalt – Potential und Herausforderung zugleich
Vielfalt wird zum Potential – vielleicht zu einer Marke – vorausgesetzt die gesellschaftliche Herausforderung wird engagiert wahrgenommen. Unterschiedliche Lebensstile und der Austausch innerhalb der Bevölkerung wird als positive Kraft begriffen, die es klug zu nutzen gilt. „Interkulturelle Urbanität“ nennen die Planungsexperten das „funktionierende lebenspraktische Miteinander“, das eine Selbstverständlichkeit im Duisburger Alltagsleben ist. Dies gilt es weiter zu entwickeln. Denn aus der interkulturellen Urbanität können positive Impulse z.B. für die Wirtschaft, für das Leben in den Stadtteilen oder die städtische Baukultur gewonnen werden. Die „Leitlinien zur interkulturellen Urbanität“ sollen helfen, diese Impulse zu erkennen und nach Möglichkeit zu verstärken.

Erarbeitet wurden die Leitlinien in enger Kooperation zwischen dem Referat für Integration und dem Stadtentwicklungsprojekt Duisburg 2027. Auf einer Dialogkonferenz Anfang Juni 2009 in der Liebfrauenkirche beschäftigten sich auf Einladung der beiden Kooperationspartner die Bürgerforen, Migrantenselbstorganisationenen und Wohlfahrtsverbände mit dem Thema Stadtentwicklung und Integration. Die Ergebnisse dieser Konferenz flossen in die Formulierung der Leitlinien mit ein.

Die Leitlinien konzentrieren sich auf sechs Merkmale und Voraussetzungen einer interkulturellen Stadtgesellschaft. Entfalten sich diese Voraussetzungen, profitiert die gesamtstädtische Entwicklung davon. Das Papier enthält auch Beispiele dafür, wie die Leitlinien in die Praxis umgesetzt werden können.

Die sechs Leitlinien in Kürze:
Interkulturelle Urbanität beruht auf Partnerschaft
Partnerschaft ist die grundsätzliche Voraussetzung für Veränderung und Entwicklung, sowohl in der Stadt als auch im Bereich Integration. Die Fachbereiche sind bei der Gestaltung der Leitlinien auf Partner angewiesen. Sie sollen die Einbindung von möglichen Partnern wie Zuwanderorganisationen, Initiativen, Wohlfahrtsverbänden und Einzelpersonen berücksichtigen. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit durch Information, Kommunikation und Beteiligung ist anzustreben.

Interkulturelle Urbanität ist die Grundlage für eine innovative und vielfältige Wirtschaftsstruktur
Unternehmertum ist ein wichtiges Kennzeichen von interkulturell geprägten Gesellschaften. Damit tragen sie wesentlich zu wirtschaftlicher Stabilität und Entwicklung bei. Viele Unternehmen in Duisburg sind von zugewanderten Menschen gegründet. Das Spektrum ihrer wirtschaftlichen Betätigung differenziert sich zusehends. Mit ihren Angeboten bedienen sie inzwischen nicht nur die Bedürfnisse der eigenen Herkunftsgruppe. Ihre Zielgruppen erreichen sie mittlerweile über Nationalitäten hinweg, sie entwickeln neue Produkte und manch ein Unternehmen arbeitet bereits erfolgreich auf internationalem Parkett. Diese wirtschaftlichen Aktivitäten tragen zu einer vielfältigen und innovativen Wirtschaftsstruktur der Stadt Duisburg bei. Die Wahrnehmung und Förderung dieser Impulse und ihre Anerkennung als Potential der Stadt Duisburg ist Anliegen dieser Leitlinie. Die Fachbereiche sollen Ideen und Impulse aus diesem Bereich stärker wahrnehmen und prüfen, inwieweit eine Förderung sinnvoll ist.

Interkulturelle Urbanität braucht Orte der Begegnung
Die Möglichkeit, in Kontakt und Austausch mit anderen Menschen zu treten, findet sich vor allem im öffentlichen Raum und in Begegnungsstätten.
Öffentliche Plätze sollen derart gestaltet sein, dass sie Kontakt und Austausch mit anderen Menschen ermöglichen, sie sollen attraktiv für alte und junge Menschen sein und die Möglichkeit bieten, auf vielfältige Weise genutzt zu werden.
Kommunikation und Austausch sind wichtige Voraussetzungen für Verständnis und Akzeptanz und für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger. Die Fachabteilungen sind aufgefordert, auf die Gestaltung öffentlicher Räume mit geeigneten Maßnahmen einzuwirken. Initiativen und Einzelpersonen, die sich für den interkulturellen Dialog engagieren, soll Unterstützung gewährt werden.

Die Chancen der interkulturellen Urbanität basieren auf einer breiten Bildung
Bildung ist die Grundvoraussetzung zur gesellschaftlichen Teilhabe und das Verständnis für andere Kulturen. Die ökonomischen Chancen, die sich aus dem Zusammentreffen verschiedener Kulturen ergeben, wachsen mit der Bildungsbeteiligung der Menschen. Die einzelnen Fachbereiche sind aufgerufen, Maßnahmen zur verbesserten Bildung aller in Duisburg lebenden Menschen zu entwickeln.

Interkulturelle Urbanität zeichnet sich durch interkulturelle Kulturarbeit aus
Die Kulturarbeit ist in besonderer Weise geeignet, die Vielfalt in der Stadtgesellschaft abzubilden. Gleichzeitig ist sie ein gutes Medium für den Austausch und das Verständnis verschiedener Kulturen. Kulturarbeit ist jedoch im weitesten Sinne jedwede gestalterische Aufgabe wie z.B. Baukultur, Kommunikationskultur oder Verwaltungskultur. Es gilt jeweils zu hinterfragen, inwieweit diese „Kulturen“ in der Lage sind, die bestehende Vielfalt zuzulassen. Es ist Aufgabe aller städtischen Einrichtungen, sich in diesem Sinne zu öffnen und Vielfalt und Interkulturalität Raum in ihrem Alltag zu geben. Und Kunst lebt geradezu von der Interkulturalität und der Internationalität.

Interkulturalität ist geprägt durch eine vielfältige BaukulturDie Vielfältigkeit in Architektur, Städtebau und bei der Gestaltung von öffentlichen Plätzen belebt das Duisburger Stadtbild. Es spiegelt die kulturelle Vielfalt der Stadt Duisburg wider und bietet Identifikationsmöglichkeiten. Die am Projekt Duisburg 2027 beteiligten Fachbereiche sind aufgefordert darzustellen, welchen Beitrag sie zur Förderung einer vielfältigen Baukultur leisten können.