Ausstellungseröffnung „Überse(e)hen"

"Auf (post)kolonialer Spurensuche in Duisburg“ im Zentrum für Erinnerungskultur

Am letzten Sonntag, den 8. Dezember 2024, wurde im Zentrum für Erinnerungskultur die Ausstellung „Überse(e)hen. Auf (post)kolonialer Spurensuche in Duisburg“ feierlich eröffnet. Die Veranstaltung zog zahlreiche Gäste an, die sich auf eine spannende und nachdenklich stimmende Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kolonialismus und seiner Auswirkungen auf Duisburg freuten.

Die Gäste wurden zu Beginn von Dr. Susanne Sommer, Projektleiterin der Ausstellung, herzlich begrüßt. In ihrer Ansprache betonte sie, dass die Ausstellung eine „Einladung zum Weiterdenken und Mitwirken an einer Stadtgesellschaft“ sei, „die offen, tolerant und wahrhaftig solidarisch ist.“ Dr. Pilger, Institutsleitung und ebenfalls Projektleitung, unterstrich, dass die Ausstellung vor allem auch auf „bewusste, viel öfter aber noch unbewusste (rassistische) Denkmuster“ aufmerksam machen möchte. 

Nach den Begrüßungsworten folgte eine lebhafte Gesprächsrunde, die von Ali Şirin moderiert wurde. An der Diskussionsrunde nahmen Christa-Maria Frins und Carmen Simon Fernandez vom Zentrum für Erinnerungskultur, Davina Donaldson von Exile e.V. und Naomi Dibu, Beiratsmitglied von „Ein Anderes Duisburg“, teil. Die Gesprächsteilnehmerinnen beleuchteten sowohl die offensichtlichen als auch die versteckten kolonialen Spuren in Duisburg – etwa Straßennamen im Stadtteil Buchholz (bspw. Lüderitzallee) oder der Schriftzug „Café Fürstenhof“, der als letztes Überbleibsel eines ehemaligen Völkerschau-Cafés die koloniale Vergangenheit der Stadt widerspiegelt. Dabei betonten sie, dass mit der Ausstellung nicht nur auf diese Spuren hingewiesen werden soll, sondern auch auf die Menschen, die durch Kolonialismus und Rassismus bis heute täglich betroffen sind. 

Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Figur „Mariam“, die die Besucherinnen und Besucher auf ihrer Entdeckungsreise durch die Ausstellung begleitet. Naomi Dibu erklärte, dass „Mariam“ die Lebensrealität Schwarzer Frauen in Duisburg widerspiegelt und für mehr Sichtbarkeit dieser Perspektive sorgt. Sie steht symbolisch für die intersektionale Verbindung von Rassismus und Sexismus und zeigt die oft unsichtbare Rolle Schwarzer Frauen in der Stadtgeschichte.

Die Ausstellung bietet viele interaktive Elemente und gibt den Besuchern die Möglichkeit, auf verschiedenen Stationen nicht nur zu sehen und zu lesen, sondern auch zu riechen, zu hören und zu fühlen. Dies schafft ein ganzheitliches Erlebnis, das die komplexen Themen rund um Kolonialismus und Rassismus greifbar macht.

Das Begleitprogramm der Ausstellung ist ebenso vielfältig wie die Ausstellung selbst. Jeden Sonntag haben Besucher die Möglichkeit, mit Livespeakern ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen. Ab dem 21. Januar 2025 ergänzt die Wanderausstellung „Look At US! Galerie der Schwarzen Vorbilder & Held*innen in Duisburg“ die Ausstellung und wird bis Ende März zu sehen sein. Zudem gibt es ein pädagogisches Angebot für Schulen, bei dem Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler zu Workshops eingeladen werden.

Ein weiteres Highlight ist der Audiowalk, der in Zusammenarbeit mit Exile e.V. entwickelt wurde. An sechs Audiostationen in der Duisburger Innenstadt können Besucher mehr über die kolonialen Spuren der Stadt erfahren und sich auf eine spannende Zeitreise durch die Geschichte begeben. 

Fazit: Die Ausstellung „Überse(e)hen. Auf (post)kolonialer Spurensuche in Duisburg“ ist ein bereicherndes Erlebnis für alle Altersgruppen. Sie bietet einen tiefgehenden Einblick in die koloniale Vergangenheit Duisburgs und eröffnet neue Perspektiven auf die Gegenwart. Die interaktive Gestaltung und das umfangreiche Begleitprogramm machen einen Besuch sowohl für jüngere als auch für ältere Besucher*innen empfehlenswert. Ein klarer Tipp für alle, die mehr über Duisburgs Geschichte erfahren und zur Reflexion über aktuelle gesellschaftliche Themen anregen lassen wollen.