Benennung von Straßen und anderen Verkehrsflächen nach "Duisburger Töchtern"
Mit Ratsbeschluss vom 24.11.2016 wurde die Verwaltung (u.a. das Referat für Gleichberechtigung und Chancengleichheit) beauftragt, eine Übersicht von Namen von Frauen zu erstellen, die für eine Benennung von Straßen und anderen Verkehrsflächen in Frage kommen.
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Duisburg-Ruhrort
Amalie Weidner-Steinhaus (1876 – 1963) - Ruhrorter Heimatdichterin
Die gebürtige Ruhrorterin erhielt die Wertschätzung vieler Bürger nicht zuletzt durch ihre, in einigen Bänden festgehaltenen Erzählungen und Dichtungen im Ruhrorter Platt, auch ihre Verbundenheit zum Heimatort machte sie zu einer geschätzten Persönlichkeit.
Die Benennung dient dem Zweck, das Andenken an die Heimatdichterin zu erhalten.
Johanna Niederhellmann, Politikerin *6. Feb. 1981 in Duisburg – Ruhrort, † 18. April 1956 in Duisburg
Johanna Niederhellmann, ab 1925 in der Duisburger SPD aktiv, war seit 1928 Referentin für Frauenfragen bei der SPD Duisburg.
Als Lehrerin arbeitete sie an der Freien Schule in Beeck und wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im September 1933 aus politischen Gründen aus dem Schuldienst entlassen. Begründungen dafür waren: ihre Mitgliedschaft in der SPD, „als Agitatorin der internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“, als Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft und aufgrund ihrer führenden Stellung in der Vereinigung „Liga für Menschrechte“.
Obwohl sie erheblichen Schikanen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt war, wurde ihr Zimmer in der elterlichen Wohnung – die eigene Wohnung hatte sie nach der Entlassung aus dem Schuldienst aufgeben müssen - , Carpstr. 18 in Ruhrort, „eine der Keimzellen des sozialdemokratischen Widerstandes an Rhein und Ruhr“ (Tietz, S. 398). Insbesondere appellierte sie an die Frauen, den Nationalsozialisten Widerstand zu leisten, aufgrund des nationalsozialistischen Rollenverständnisses der Frau als „Gebärmaschine, Magd und Dienerin“ und rief die Frauen auf - „Ihr Frauen, …es geht um uns!“ - Widerstand zu leisten.
Ihr Zimmer war Ausgangspunkt für den genialen Plan, die Hamborner Brotfabrik „Germania“ zu Zwecken des Widerstands gegen die Nationalsozialisten in Duisburg und Umgebung umzufunktionieren – von der Brotfabrik aus wurden später mit dem Brot illegale Schriften am gesamten Niederrhein verbreitet. Diese Aktivitäten wurden entdeckt, und Johanna Niederhellmann wurde ein knappes Jahr später mit vielen anderen Genossen und Genossinnen auf dem Gelände der „Germania“ verhaftet, wegen Hochverrats angeklagt und zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Während der Haft wurde Johanna Niederhellmann derart gefoltert und misshandelt, dass sich niederländische Frauen, obwohl diese „Sympathisantinnen des Nationalsozialismus“, für sie einsetzten. Nach Verbüßung ihrer Haftstrafe 1938 sollte sie ursprünglich in ein Konzentrationslager eingeliefert werden. Sie entging aber aus nicht geklärten Gründen diesem Schicksal.
Nach dem Krieg spielte sie eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau der SPD, und ihr wurde - damals als einziger Frau! - in der provisorischen Bürgervertretung Duisburgs bereits 1945 ein Amt übertragen: als Bürgervorsteherin in Duisburg-Ruhrort. Von 1945 bis 1948 übernahm sie den Vorsitz des Wohnungsausschusses für Laar, Beeck und Beeckerwerth. Gleichzeitig spielt sie eine zentrale Rolle beim Gewerkschafts-Wiederaufbau in Duisburg und wurde im Mai 1945 – wiederum als einzige Frau – Mitglied der Leitung des „Ausschusses zur Wiedererrichtung einer Einheitsgewerkschaft“.
1948 zwingen sie durch Haft und Folter verursachte Krankheitsgründe zum Rückzug aus der Politik.
(Quellen:
Beschlussvorlage DS-Nr. 5984, Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl vom 29.1.2004, „Benennung eines Platzes in Duisburg Ruhrort“
Tietz, Manfred, Ruhrort, Carpstraße 18 …, Art. in: Tatort Duisburg. 1933 – 1945 Bd. II: Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus, Essen 1993, S. 398 ff.
Weis, Petra, Duisburger Sozialdemokratinnen unter dem Nationalsozialismus, Art. in: „… nicht bloß Schatten des Mannes sein …“, Duisburger Sozialdemokratinnen in Geschichte, Gegenwart und Zukunft, hg. v. SPD-Unterbezirk Duisburg, Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, Redaktion: Gisela Meyer-Schiffer, Brigitte Pietsch, Brigitte Sänger und Petra Weis, Duisburg 1989, S. 30 ff.
Verfasserin: Doris Freer)