Assistenzhund Willkommen!
Duisburg ist eine "Assistenzhundefreundliche Kommune"
Als tierische Hilfe dürfen Assistenzhunde ihre Menschen nach dem Behindertengleichstellungsgesetz auch an Orte begleiten, an denen Hunde normalerweise verboten sind. Das gilt natürlich auch für alle städtischen Gebäude.
Vergangenen Freitag wurde die Kampagne "Assistenzhund Willkommen" im Rathaus vorgestellt.
Oberbürgermeister Sören Link: „Es ist wichtig, dass wir Bürgerinnen und Bürger unterstützen, die auf einen Assistenzhund angewiesen sind. Damit ermöglichen wir ihnen eigenständig Zugang zu allen städtischen Gebäuden, um zum Beispiel notwendige Behördengänge zu erledigen“.
Während der Blindenführhund den meisten Menschen ein Begriff ist, sind andere tierische Helfer kaum bekannt. Das sorgt vielfach für Konflikte im Alltag, denn wenn nicht bekannt ist, dass es beispielsweise medizinische Warnhunde gibt oder solche, die Menschen mit Hörbehinderung assistieren. Assistenzhunde sind medizinische Hilfsmittel, die bei einer Vielzahl von Behinderungen und chronischen Beeinträchtigungen wichtige, oft lebensrettende Aufgaben für ihre Menschen übernehmen.
Die Aktion „Assistenzhundefreundliche Kommune“ wurde von Pfotenpiloten e.V. (Öffnet in einem neuen Tab) ins Leben gerufen, um über Assistenzhunde und ihre Zutrittsrechte aufzuklären. Dazu werden an den städtischen Gebäude Aufkleber mit der Aufschrift „Assistenzhund Willkommen“ an den Eingangstüren angebracht, um auf das Zutrittsrecht aufmerksam zu machen.
Wie wird ein Hund Assistenzhund und was leisten sie?
Assistenzhunde werden als Welpen sorgfältig ausgewählt, bevor sie ausgebildet werden. Nach etwa 1,5 Jahren, in denen sie die Umwelt und Menschen als zutiefst vertrauenswürdige Wesen kennengelernt haben, werden sie gesundheitlich gecheckt und einem Wesenstest unterzogen. Denn: Assistenzhunde müssen nicht nur körperlich topfit, lernbegierig und arbeitsfreudig sein, sondern auch unerschütterlich gelassen, friedlich und freundlich. Danach beginnt die eigentliche Ausbildung, in der der Hund die spezifischen Assistenzleistungen erlernt, mit denen er die jeweilige Behinderung seines Menschen ausgleichen kann.
Der bekannteste Assistenzhund ist der Blindenführhund. Es gibt aber auch Assistenzhunde für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, einer Hörbeeinträchtigung oder für ganz verschiedene innere und neurologische Erkrankungen (Diabetes Typ I, MS, Epilepsie, bestimmte Herzerkrankungen, FASD, Autismus, Narkolepsie …). Im psychiatrischen Bereich ist besonders der PTBS-Assistenzhund bekannt.
Die Hunde führen also je nach Bedarf des Assistenznehmers ganz unterschiedliche Tätigkeiten im Alltag aus: Sie öffnen Türen, heben Heruntergefallenes auf, räumen Wäsche in die Waschmaschine. Sie führen um Hindernisse herum, suchen Ampeln, Aufzüge oder freie Sitzplätze und zeigen Treppen, Straßen und Abgründe an. Sie warnen rechtzeitig vor Gesundheitskrisen, holen Medikamente und setzen einen Notruf ab oder machen ihrem Menschen akustische Signale (wie das Telefonklingeln oder einen heruntergefallenen Gegenstand) bemerkbar.
Woran erkennt man einen Assistenzhund?
Seit März 2023 gibt es in Deutschland ein offizielles Kennzeichen für geprüfte Assistenzhunde. Momentan befinden wir uns noch in einer Übergangszeit. Bis Ende 2025 ist der Assistenzhund auch wie folgt zu erkennen:
- Kenndecke mit „Assistenzhund“ (plus evtl. Ausbildungsstätte) und/oder Halstuch mit entsprechender Aufschrift
- Blindenführhunde haben ein weißes Führgeschirr
Assistenzhundhalterinnen und Assistenzhundhalter führen außerdem folgende Dokumente bei sich, die Sie sich gegebenenfalls vorlegen lassen könnten:
- Bestätigung von Bedarf und Ausbildung (Stiftung Assistenzhund, DBSV, BHV, etc).
- Falls nicht vorhanden, Nachweise zum Bedarf/ Schwerbehindertenausweis und Ausbildungsbestätigung
Da eine reine Selbstausbildung erst mit Eintritt des Assistenzhundgesetzes nicht mehr erlaubt ist, gibt es möglicherweise derzeit noch Teams ohne Ausbildungsnachweis. Diesbezüglich gibt es momentan keine Rechtssicherheit, daher ist das Mindestmaß ein ärztlicher Nachweis über den Bedarf nach einem Assistenzhund und ein tadelloses Benehmen des Tieres in der Öffentlichkeit.
Wie verhält man sich gegenüber einem Assistenzhund-Team?
Auch wenn Assistenzhunde äußerst freundliche, offene Hunde sind, die es zu streicheln lohnen würde, sollten sie bei der Arbeit niemals angesprochen, angefasst oder gar gefüttert werden. Den hoch konzentrierten Hund von seiner Aufgabe abzulenken kann für seinen Menschen reelle Gefahr bergen - etwa wenn der kontaktfreudige Blindenführhund auf Ansprache von außen nicht mehr auf das Hindernis vor sich achtet oder der medizinische Warnhund eine drohende Krise übersieht. Geben Sie dem Team genug Raum zum Passieren und lassen Sie den Hund einfach seinen Job machen. Er ist schließlich als medizinisches Hilfsmittel unterwegs.
Wenn Sie selbst Hundehalter sind, halten Sie Ihren Hund bitte vom arbeitenden Assistenzhund fern. Der Assistenzhund möchte im Dienst nicht “Hallo” sagen, er möchte in Ruhe arbeiten. Viele Assistenzhunde entwickeln sogar Verhaltensprobleme, nachdem sie im Dienst von anderen Hunden angegangen wurden. In ihrer Freizeit toben sie natürlich gern mit Hundefreunden über die Wiese!