Tausche Bildung für Wohnen e.V.
Tausche Bildung für Wohnen e.V.
Das Prinzip ist einfach: Junge Menschen, Studierende, im Bundesfreiwilligendienst Tätige oder auch Auszubildende bieten ihr Know-how, ihr Wissen, ihre Bildung den Kindern im Stadtteil an. Dafür wohnen sie kostenlos in einer WG. Die Wohnungen liegen unmittelbar im Stadtteil.
Vorteil der Symbiose: Sozial benachteiligte Kinder und ihre Familien erhalten Bildungsangebote und Förderung – junge Menschen sammeln als Bildungspaten Lebens- und Berufserfahrung und profitieren vom Wohnangebot.
Effekt: Verbindlichkeit, soziales Miteinander, Achtsamkeit, Bildungs- und Freizeitangebote stärken nicht nur die Kinder, sondern letztlich den Stadtteil und seine nachbarschaftlichen Strukturen.
Für die Umsetzung ist der Verein Tausche Bildung für Wohnen e.V. zuständig, der seinen Sitz und seinen Wirkungsort – die Tauschbar oder auch das Stadtteilkinderzimmer – An der Paulskirche 9 hat. Hier wird jeder aufgenommen, respektvoll behandelt, hier wird sich auf Augenhöhe begegnet.
Das Prinzip der Tauschpatenschaft: Pate bietet sein Wissen Kindern an und kann dafür kostenlosen Wohnraum nutzen
Wie funktioniert das?
Häufig werden die Kids und ihre Eltern durch Mund-zu-Mund-Propaganda oder durch die örtlichen Schulen auf die Angebote des Vereins aufmerksam und erfahren so, dass es Hilfe und Unterstützung beim Lernen oder bei den Hausaufgaben in der Tauschbar gibt.
Die Kinder kommen an festen Tagen zu ihrem persönlichen Paten. Wichtig ist, dass sich zwischen Kind und PatIn ein freundschaftliches, vertrauensvolles Verhältnis entwickelt, denn nicht nur sollen Hausaufgaben geübt werden, sondern das Selbstbewusstsein, die Selbstbestätigung des Kindes sollen ebenfalls wachsen.
Nach der Schule heißt es also erstmal ankommen, Schuhe ausziehen, Hände waschen. Erst mal „runterkommen“, etwas spielen, vom Tag erzählen. Viele Kinder haben zu diesem Zeitpunkt noch nichts gegessen. Also gibt es Snacks in Form von belegten Broten und frischem Obst. Und dann wird in Kleingruppen gelernt. Die klaren Strukturen und Abläufe geben den Kindern Sicherheit und Orientierung.
„Haben Sie meine Kinder verzaubert?“
Rund 70 – 85 Kinder, von der 1. bis zur 7. Klasse, kommen derzeit zur Hausaufgabenhilfe. Durch die Zusammenarbeit mit den Schulen werden noch einmal 250 Kinder und Eltern mehr erreicht.
Manche Eltern sind anfangs skeptisch. Aber ein Vater äußerte sich eines Tages so beeindruckt: „Hast du meine Kinder verzaubert?“
Was gibt es sonst noch?
Neben der regelmäßigen Hausaufgabenbetreuung werden viele weitere kreative Ideen umgesetzt. Ein Beispiel ist der Gemüsegarten, den alle gemeinsam angepflanzt und betreut haben, um letztlich die Früchte zu ernten, zuzubereiten und aufzuessen. Eigens dafür erarbeiteten Kinder und Erwachsene ein Kochbuch mit Lieblingsrezepten, dass sogar mit Hilfe durch Crowdfunding veröffentlicht werden konnte.
Neben so umfassenden Projekten gibt es auch Ausflüge in die (un-)mittelbare Umgebung. Ziele sind der Kaisergarten in Oberhausen, der Stadtwald oder der Landschaftspark Duisburg-Nord. Wie wichtig so scheinbar selbstverständliche Unternehmungen sind, äußerte sich einmal in der Frage eines Kindes: „Sind wir noch in Deutschland?“
Vorwiegend Bufdis (Bundesfreiwilligendienst) und Studierende bewerben sich als Paten. Nach einer Hospitanz fällt die Entscheidung – bleiben oder gehen. Die meisten entscheiden sich für eine Patenschaft. Nach einer dreiwöchigen Vorbereitung, in der Didaktisches vermittelt wird, geht es los.
Die Idee des Vereins ist so erfolgreich, dass ebenfalls eine Projektstelle in Gelsenkirchen eröffnet hat und in Dortmund eine weitere geplant ist.
Video
Lena Wiewell, Projektleiterin, und Sanae Meziam, betreut neuzugezogene und geflüchtete Kinder, beantworten die Fragen:
"Was wünschen Sie sich für Marxloh?"
"Wofür steht der Stadtteil?"