Brautmodenmeile
Brautmodenmeile
Innerhalb von rund zwanzig Jahren ist in Marxloh Deutschlands größtes Einzelhandelszentrum für türkische Brautmoden entstanden. Auf der Weseler Straße und angrenzenden Seitenstraßen wie der Kaiser-Wilhelm-Straße oder Kaiser-Friedrich-Straße erstrecken sich Läden, die für den großen Tag das passende Outfit bereithalten.
Nurcan Mert wohnt mit ihrer Familie seit ein paar Jahren im Stadtteil. Ihr Mann, eigentlich Lehrer, hat sich mit einem Geschäftspartner vor einiger Zeit selbstständig gemacht. Im Angebot Anzüge für den Bräutigam. Bald soll die dritte Filiale eröffnen.
„Ich habe schon immer positiv nach Marxloh geschaut. Noch bevor wir hier hingezogen sind, hatte ich mit vielen tollen Leuten aus dem Stadtteil zu tun. So habe ich auch die Entwicklung der Brautmodenmeile am Rande beobachtet.“
Sie schätzt, dass zu Beginn der 2000 Jahre die ersten Geschäfte eröffneten. Die Immobilien waren günstig. Alsbald kristallisierte sich heraus, dass das Angebot eine Marktlücke war. Mussten Familien sonst aufwändig in die Türkei reisen, um für das Fest die passenden Kleider einzukaufen, sprach sich das Marxloher Angebot schnell herum. Mit dem Erfolg wurden andere ebenfalls motiviert ein Geschäft zu eröffnen.
„Geheiratet wird immer. Und der Trend geht sogar dahin, die Feste immer pompöser und noch glamouröser werden zu lassen“, erklärt Nurcan Mert. „Die Leute kommen nach Marxloh, um bequem an einem Ort alles für die Hochzeit einkaufen und organisieren zu können. Vom Brautkleid über die Einladungskarten bis zur Aussteuer ist hier alles zu haben.“
Der Stadtteil lebt. Vor Ort wird gearbeitet, Menschen eilen über die Straßen, kehren in Geschäfte ein. Eine ganze Infrastruktur, ausgerichtet am Hochzeitsbedarf und an den Kundenwünschen, hängt an den Brautmoden. Neben diversen Schmuck- und Juwelierläden, existieren Fotografen, Läden für Hausrat, Friseure, Schuh- und Lederwaren. Und Gastronomie, die die müde gewordenen KundInnen zum Pausieren einlädt.
Die KundInnen kommen aus der näheren Region, aber auch aus den angrenzenden Bundesländern und dem benachbarten Ausland, wie den Niederlanden, Belgien oder Frankreich. „Sie müssen sich vorstellen, dass die Leute mit mehreren tausend Euro hier ankommen, mindestens einen Tag bleiben und das Geld hier ausgeben.“
Es hat sich herum gesprochen, dass es in Marxloh qualitative hochwertige Waren gibt, die in der Türkei produziert werden. „Vor Ort kann das Kleid oder der Anzug angepasst, abends können die Waren schon mit nach Hause genommen werden“, veranschaulicht Nurcan Mert den Service vor Ort, der den Erfolg der Meile mitbegründet. Viele KundInnen fühlen sich hier königlich behandelt, besonders wenn der Chef persönlich berät und hilft.
Aber es ist auch der Sachverstand der InhaberInnen und VerkäuferInnen, die den neusten Trends immer auf der Spur bleiben müssen. Die Sozialen Medien spielen dabei eine zentrale Rolle. Influencer auf Instagram setzen Maßstäbe. „Wir mussten auch erst lernen, dass nicht unser Geschmack alleine zählt, sondern es wichtig ist auf Kundenwünsche einzugehen“, sie weist auf die Glitzer-Sakkos, „so was ist durchaus beliebt.“ Es gilt stets die Waage zwischen Konservativem und Innovativem zu halten.
Zumeist ist es die Mund zu Mund Propaganda, die sich herumspricht, aber auch Werbespots im örtlichen Kino oder im türkischen Fernsehen machen auf Marxloh aufmerksam. „Was noch gut passen würde, wäre ein Schild als Blickfänger, das den Weg nach Marxloh beschreibt – ähnlich einem Hinweis beispielsweise zum Centro Oberhausen.“
Nurcan Mert selbst ist städtische Angestellte im Amt für bezirkliche Angelegenheiten Stadt-Mitte und überzeugte Marxloherin.
Video
Nurcan Mert beantwortet die Fragen:
"Was wünschen Sie sich für Marxloh?"
"Wofür steht der Stadtteil?"