Wal! - Wal!" Dieser Schrei, aus Hermann Melvilles Abenteuererzählung "Moby Dick" wohlbekannt, war im Mai 1966 für über 4 Wochen auch in Duisburg zu hören. Ein Beluga-Wal, auch weißer Wal genannt, tummelte sich, tausende Kilometer von seiner sibirischen Heimat und 300 km von der Nordsee entfernt, im Rhein. Eine zoologische Sensation! Das 4-5 m lange Tier hatte sich offenbar verirrt.
Ein Schiffsführer hatte das Säugetier, das für Sekunden immer wieder auftauchen musste, um Luft zu holen, zuerst bei Stromkilometer 778,5 in DU-Neuenkamp gesichtet. Der damalige Zooleiter Dr. Wolfgang Gewalt nahm zusammen mit einem Tierpfleger in einem Schnellboot mit Netz, Narkosepistole sowie Pfeil und Bogen (für Positionsboje) jedesmal die Verfolgung auf, sobald das Tier wieder auf Duisburger Höhe im Rhein gesichtet wurde. Unter den Augen vieler Schaulustiger am Rheinufer berichteten Medien, auch aus dem Ausland, von der Waljagd in Duisburg.
"Es wäre grotesk, wenn der Duisburger Zoo, der als erster Tierpark in Deutschland über eine Wal-Großanlage mit gefiltertem Meerwasser verfügt, einen vor der Haustür herumirrenden Wal sich selbst überließe und ein entsprechendes Exemplar aus Alaska herbeischaffte", begründete der Tierparkleiter damals sein Vorgehen.
Das Tier schien von allen Nachstellungen "gelernt" zu haben und verstand es, auch unter tiefliegenden Schiffen herzutauchen, um seinen Häschern immer wieder zu entkommen. Die vierwöchigen Fangversuche auf dem Rhein wurden schließlich enttäuscht abgebrochen, und der Wal schwamm am 17. Juni 1966 wieder in die Nordsee hinaus. Ein Patrouillenboot der Rotterdamer Hafenbehörde begleitete den Beluga-Wal auf seiner letzten Strecke in der Rheinmündung.