Kopfbäume
Prägende Landschaftselemente für den Niederrhein
Alte Kopfbäume oder Kopfbaumreihen sind für den Niederrhein nicht nur prägende Landschaftselemente, sondern gehören aus ökologischer Sicht zu den Lebensräumen (Biotopen), mit denen in der intensiven Agrarlandschaft eine Artenfülle von Tieren gezielt gefördert und erhalten werden kann.
Die auf Duisburger Stadtgebiet erhaltenen und entstandenen Kopfbaumbestände bestehen hauptsächlich aus Weiden und Eschen. Kopfbäume stellen hohe Ansprüche an die Wasserversorgung.
Man trifft sie deshalb vorwiegend in Gebieten mit hohem Grundwasserstand. Diese Gebiete befinden sich vor allem in den grundwassernahen, nährstoffreichen und tief liegenden Flussauen, Altstromrinnen und entlang von Bächen.
Lebensraum zahlreicher Tierarten
Die Hohlräume der Kopfbäume bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten. Sie bieten u. a. dem Steinkauz, der Hohltaube und dem Gartenrotschwanz Möglichkeiten zum Bau ihrer Brutstätten und dienen somit auch einer biologischen Schädlingsbekämpfung.
In den hohlen Stämmen leben aber nicht nur Vögel, sondern auch ca. 100 Käferarten und Säugetiere wie z. B. Mäuse, Wiesel und Fledermäuse.
Pflege von Kopfbäumen
Alle 5 bis 6 Jahre müssen bei Kopfbäumen die Neuaustriebe entfernt werden.
Das hat u. a. zur Folge, dass sich an den immer wieder zurückgeschnittenen Stämmen mit der Zeit Morschungen bilden, d. h. das unter den Schnittstellen das freiliegende, nicht allzu widerstandsfähige Weichholz zunehmend zurückfault.
Anfangs entstehen nur tiefere Astlöcher und -höhlen. Nach wenigen Jahren erreichen die Faulstellen den Stamm und schaffen hier Hohlräume beträchtlicher Ausdehnung. Oft bleibt bei einem Baum nur noch die Borke mit einem grünen "Schopf" übrig.
Unterbleibt die regelmäßige Pflege, bieten die hoch ragenden Äste dem Wind große Angriffsflächen und lassen den ohnehin durch die Aushöhlung bereits geschwächten Baum leicht auseinanderbrechen.
Verwendung von Kopfbäumen
Das anfallende Holz in verschiedenen Stärken für die unterschiedlichsten Zwecke war in der Vergangenheit der Hauptgrund für die häufige Anpflanzung von Kopfbäumen.
Man nutzte die raschwüchsigen Stockausschläge, insbesondere bei Kopfweiden, für die gezielte Ernte der langen, biegsamen Weidenruten. Es zeigte sich nämlich, dass man die schlanken, noch unverzweigten Äste der Weide ohne aufwändige Zusatzbearbeitung für Flecht- und Bindearbeiten, wie z. B. Körbe, Stuhlwaren und beim Bau von Fachwerkhäusern verwenden konnte. Stärkeres Holz wurde u. a. als Bauholz oder für die Herstellung von Holzschuhen verwendet.
In den letzten Jahren wurde die Weide als Lieferant für natürlichen Baustoff wiederentdeckt. Zum Beispiel für die Gestaltung von naturnahen Spielräumen, "lebenden" Weidenhütten und Kriechtunneln usw. an Schulen und Kindergärten.
Durch ständigen Neupflanzen der Setzstangen werden auch zukünftige Generationen diese alte Kulturform lebendig vor Augen haben.
Neupflanzung von Kopfbäumen
Neben den seit Jahrhunderten entstandenen Kopfbaumreihen und zum größten Teil überalterten Kopfbäumen kommt der Anlage von Neuanpflanzungen heute große Bedeutung zu. Für dies Anpflanzungen werden ca. 3 m lange und ungefähr armdicke Aststücke, sog. Setzstangen, in vorgebohrte Löcher in den feuchten Boden "gesetzt".
Die Setzstangen wurzeln an und nach ca. 2 bis 3 Jahren wird der daraufhin erfolgte Austrieb bis auf "Aststummel" entfernt, aus denen sich im Laufe der Jahre der eigentliche "Kopf" des Baumes entwickelt.
Durch ständigen Neupflanzen der Setzstangen werden auch zukünftige Generationen diese alte Kulturform lebendig vor Augen haben.