Glasfaseranschluss: Wie Sie rankommen und was Sie beachten müssen

Heise Online veröffentlichte, am 01.09.2022, einen Artikel von Alexander Spier, zum Thema Glasfaseranschluss. Hier erfahren Sie mehr zum Thema.

Glasfaser ist in aller Munde, immer mehr Ausbaugebiete kommen hinzu. Was gilt es für den rasanten Gigabit-Anschluss zu tun?

Der Glasfaser gehört die Zukunft: Weiter steigende Bandbreiten für die große Mehrheit wird es nur mit ihr geben. Selbst wenn man das Gigabit-Internet als Einzelner derzeit gar nicht benötigt, lohnt der vorausschauende Wechsel auf die Technik schon jetzt. Künftige Ansprüche lassen sich zwar schwer vorhersagen, doch geringer werden sie höchstwahrscheinlich nicht. Vorteile wie kurze Latenzen und stabilere Netze gibt es mit Glasfaser ohnehin obendrauf.

Der Ausbau von Glasfaseranschlüssen hat in Deutschland auch dank Förderung und gesetzlicher Priorisierung entsprechend deutlich an Fahrt aufgenommen. Immer mehr regionale und überregionale Anbieter schließen Haushalte an und das oft sogar kostenlos. Allerdings muss man sich als Eigenheimbesitzer dabei häufig entscheiden: Lasse ich den Anschluss direkt bis ins Haus legen, binde mich dann aber zumindest auf Zeit an einen Provider. Oder verzichte ich und riskiere, dass später hohe Kosten anfallen. Zudem sorgen manche Angebote für Druck: Finden sich nicht genügend potenzielle Kunden, fällt die Versorgung der Straße, des Viertels oder des Ortes vielleicht sogar ganz flach.

Glasfaser und mehr

Wir möchten in diesem Artikel aufzeigen, was es alles beim Glasfaseranschluss zu beachten gilt, welche Fallstricke lauern, aber auch welche Vorteile ein Anschluss bringt. Ob nun Telekom, Deutsche Glasfaser, Vodafone oder regionale Anbieter wie htp oder EWE: Technik und Vorgehen mögen sich im Detail unterscheiden. Mit dem entsprechenden Vorwissen lässt sich ein Ausbauangebot aber bei allen Anbietern einschätzen, wenn es ins Haus flattert.

Die Gründe für den Ausbau nicht nur auf dem Land liegen klar auf der Hand. Kupferverkabelungen kommen mit DSL-Technik trotz Vectoring (VDSL) schlicht an ihre Grenzen. Nur auf recht kurzen Leitungen ist mit viel Aufwand 250 MBit/s drin und dafür stehen große Verteilerkästen mit aktiver Kühlung an den Straßen. Wo sich das nicht lohnt, sind geringe Bandbreite deutlich unter 100 MBit/s Normalität. Alternativen wie das TV-Kabel halten zwar noch bei der Bandbreite mit, absehbar läuft man aber auch dabei der Glasfaser hinterher.

Insbesondere die geringere Bandbreite im Upstream von aktuell 50 MBit/s über das Koax-Kabel ist ein Nachteil gegenüber Glasfaser, welche problemlos symmetrische Down/Up-Anbindungen verträgt, also etwa auch mit 1 GBit/s. Zudem wird es aufwendiger, adäquate Geschwindigkeiten an allen Anschlüssen zu garantieren. Denn alle Teilnehmer an einem Kabelknoten müssen sich dessen Bandbreite teilen. Um den Durchschnitt hochzuhalten, muss das Netz nachträglich immer kleiner segmentiert werden.

Glasfaser ist zwar bereits deutlich verbreiteter, als man angesichts des hektischen Ausbaus meinen mag. Bisher lag sie aber eher hinter den Verteilerknoten, an denen die Hausanschlüsse zusammen laufen und wo höhere Bandbreiten schon jetzt notwendig sind. Das alte Kupfer dahinter bis in die Häuser schrumpft immer weiter zusammen und mit FTTH (fiber to the home), kommt die Glasfaser endlich direkt bis ins Haus oder Wohnung.

Auch wenn der Begriff Glasfaser weitverbreitet ist und auch von uns im Folgenden benutzt wird. Genauer handelt es sich bei den verlegten Kabeln um Lichtwellenleiter (LWL), die aus Glas, aber auch Kunststoff bestehen können. Die dünnen LWL-Kabel sieht man übrigens bei der Straßenaufriss in der Regel nicht. Meist sind es die flexiblen Leerohre, in der dann mehrere Bündel von Glasfaser-Kabeln verlaufen.

Wie komme ich zu Glasfaser?

Als Eigenheimbesitzer führen üblicherweise zwei Wege zum Glasfaseranschluss. Entweder steht die Immobilie bereits in einem Ausbaugebiet und das Glasfaserkabel liegt schon in der Straße bis zum Haus oder der Grundstücksgrenze. Alternativ plant ein Anbieter erst die Versorgung eines Gebietes und bietet dort den Eigentümern einen Anschluss an.

Vor allem außerhalb von größeren Städten ist der zweite Fall oft an Bedingungen geknüpft, etwa eine Mindestquote von Teilnehmern. Diese Nachfragebündelung stellt für viele kleinere Gemeinden, die bisher höchstens mit lahmen DSL-Anschlüssen versorgt wurden, den einzigen zeitnahen Weg zu schnellem Internet dar. In der Regel müssen sich dann 30 bis 40 Prozent der infrage kommenden Haushalte für eine Anbindung entscheiden, damit das Bauvorhaben startet. Ansonsten lohnt sich der Aufwand für den Ausbau finanziell nicht, wenn der Ausbau eigenwirtschaftlich erfolgt. Insbesondere die Deutsche Glasfaser hat sich auf solche Vorhaben spezialisiert.

Der Anschluss des Hauses oder der Wohnung kostet im Rahmen der Nachfragebündelung meist wenig bis gar nichts. Doch im Gegenzug muss häufig ein Vertrag mit dem ausbauenden Provider abgeschlossen werden, abhängig von der Situation und den Bedingungen der Ausbauregion. In der Regel sind dann 2 Jahre obligatorisch, danach darf man wechseln. Allerdings bleibt die Frage, welche Alternativen es dann gibt. Denn die Besitzer des Glasfasernetzes müssen ihre Leitungen nicht in jedem Fall anderen Anbietern öffnen. Zu welchen Bedingungen später Konkurrenz entsteht, lässt sich nur bedingt voraussagen. Zwar bekennen sich alle Netzbetreiber mehr oder weniger zu einem "Open Access" genannten Zugang, aber nicht immer sofort und nur zu eigenen Konditionen. [9]

Achten Sie vor der Unterschrift von Vorverträgen also auf die Bedingungen, die der künftige Netzbetreiber stellt. Wenn der Ausbau zustande kommt, ist es nicht einfach, davon wieder zurückzutreten. Manches Angebot ist im Vergleich zu bestehenden Internetzugängen auf Dauer recht teuer.

Kostenloser Hausanschluss ohne Bedingungen

Alternativ gibt es auch einen geförderten Ausbau, der nicht an Quoten gebunden ist. Ursprünglich endete die Möglichkeit zur Förderung schon, wenn im Gebiet flächendeckend 30 MBit/s oder mehr verfügbar waren. Weshalb in vielen Gebieten mit mäßig schnellem 50 MBit/s keine Glasfaser-Förderung möglich war. Inzwischen hat der Bund auch ein "Graue-Flecken-Förderprogramm" aufgelegt [10], dass die Grenze bei 100 MBit/s setzt und ab 2023 sogar dies teilweise fallen lässt. Die Förderung können aber nicht einzelne Haushalte, sondern nur Kommunen, Landkreise, öffentliche Unternehmen und dergleichen beantragen. Den Ausbau selbst nehmen außer lokalen Firmen dennoch oft die größeren Netzbetreiber vor, wahlweise alleine oder in Kooperation. Welchen Netzbetreiber man am also am Ende vor sich hat, lässt sich nicht unmittelbar beeinflussen.

Es gibt Gebiete, gerade in größeren Städten wie Berlin, bei denen es sogar miteinander konkurrierende Glasfasernetze gibt. Denn es ist für eigenwirtschaftlich handelnde Anbieter durchaus erlaubt, eigene Glasfasern parallel zu verlegen und zu betreiben. Man spricht dabei von Überbau. Statt den Ausbau zunächst in der Fläche voranzutreiben, versuchen sich Anbieter damit lukrative Märkte abzuluchsen. Zumal in den Städten auch noch das TV-Kabel und schnelle VDSL-Anschlüsse konkurrieren.

Aber auch in ländlicheren Regionen wie im Hochtaunuskreis kommt es vor, dass ein bereits eigenwirtschaftlich betriebenes Netz ganz teilweise von einem geförderten Netz überbaut wird, damit weiße Flecken getilgt werden. Für den Kunden vor Ort hat das aber Vorteile: Idealerweise drückt die Konkurrenz die Preise und oftmals klappt die kostenlose Verlegung des Glasfaseranschlusses bis ins Haus sogar ohne Tarifvertrag, wie beispielsweise in Hannover durch die Telekom [11]. Immerhin knapp 800 Euro will diese ansonsten pauschal für den Hausanschluss.

Dieser Betrag steht auch im Raum, wenn Sie den Anschluss außerhalb von Nachfragebündelung und Sonderaktionen ins Haus haben möchten. Bei anderen Anbietern geht es ebenfalls in diesem Bereich los, kann aber auch teurer werden, je nach den örtlichen Gegebenheiten.

Nicht nur Hausbesitzer profitieren übrigens vom Glasfaserausbau, auch Wohnungseigentümer haben es relativ leicht, einen Anschluss bis in die Wohnung zu erhalten. Laut Wohnungseigentumsgesetz, Paragraf 20 Absatz 2 [12], kann der Eigentümer den Anschluss an ein Telekommunikationsnetz mit sehr hoher Kapazität verlangen. Die Eigentümergemeinschaft muss bei Bedarf einen entsprechenden Beschluss fassen und andere Wohnungseigentümer dürfen die Zustimmung nicht verweigern.

Glasfaseranschluss als Mieter

Ohne Wohneigentum hat man wenig Einfluss auf den Anschluss. Das gilt vor allem beim Ausbau, denn als einzelner Mieter kann man den Anschluss zwar möglicherweise beauftragen, aber nicht erzwingen. Selbst wenn das Kabel schon bis zum Haus reicht, man also in einem versorgten Gebiet wohnt. Alleine der Vermieter kann entscheiden, ob das Kabel bis ins Haus und in die Wohnungen geführt wird. In der Regel sollte der zwar ein Interesse an einem modernen Anschluss haben, weil es die Wohnung attraktiver macht. Abseits der großen Wohnungsverwaltungen und -genossenschaften hängt es aber womöglich alleine von der Laune und der persönlichen Überzeugung des Eigentümers ab.

Den Kontakt zum Vermieter und die nötige Überzeugungsarbeit leisten aber teilweise auch die Glasfaseranbieter. Das kann sich insbesondere dann lohnen, wenn man zu Ersterem keinen persönlichen Kontakt hat oder dem Ausbau einen offizielleren Anstrich verpassen möchte. Bei einigen Anbietern wie Deutsche Glasfaser können Sie daher auch als Mieter einen Glasfaser-Anschluss beauftragen, ohne dass bereits eine Leitung gelegt ist.

Schauen Sie sich aber die Bedingungen an, um nicht auf möglichen Kosten sitzenzubleiben und klären Sie mit den Eigentümern, welche Kosten bei der hausinterne Verkabelung womöglich anfallen. Die übernehmen die Anbieter nämlich nicht. Zudem müssen Sie bei erfolgreichem Anschluss den Internet-Tarif des Anbieters entsprechend der Laufzeit nutzen.

Auf der Straße stehen auch bei Glasfasernetzen Verteiler wie dieser.

Verweigerung nicht möglich

Aber auch beim Gegenteil, wenn man keinen Glasfaseranschluss möchte, hat man nur eingeschränkt Mitspracherecht. Immerhin darf Ihnen der Vermieter nicht vorschreiben, welchen Anschluss Sie nutzen. Selbst wenn er Glasfaser ins Haus legt, müssen sie die Möglichkeit nicht nutzen und auch keinen Vertrag mit dem jeweiligen Anbieter abschließen. Sie können sich aber nicht weigern, dass der Anschluss bis in die Wohnung geführt wird.

Ferner dürfen auch die Kosten für die hausinterne Verkabelung auf den Mieter umgelegt werden[13]. Dieses Glasfaserbereitstellungsentgelt darf 5 Euro im Monat, also 60 Euro im Jahr pro Wohnung betragen. Je nach Aufwand des Anschlusses sind entweder maximal 5 oder 9 Jahre als Laufzeit möglich, also insgesamt 300 oder 540 Euro. Letzteres ist der Fall, wenn etwa Leerohre fehlen oder der Denkmalschutz höhere Kosten verursacht, der Vermieter muss aber die höheren Kosten belegen. Beides gilt für Anschlüsse, die bis Ende 2027 beauftragt wurden.

Dafür entfallen in entsprechenden Gebieten die Beiträge für die TV -Bereitstellung über die Nebenkosten ("Nebenkostenprivileg"). Wer Glasfaser in die Wohnung bekommt, dem darf der Vermieter nicht mehr einen TV- (Kabel-) Anbieter vorsetzen. Verträge müssen ab dann individuell möglich sein, unabhängig von der Art der Leitung. Der Vermieter darf selbst als Anbieter auftreten, der Vertrag läuft aber unabhängig vom Mietvertrag.

Alternativ darf der Vermieter aber auch den Umbau der gebäudeinternen Netzinfrastruktur auf Glasfaser über die Kaltmiete als Modernisierungsmaßnahme finanzieren. Hier fallen dann die dafür üblichen Grenzen an und es gibt keine gesonderten Regeln. Ebenso darf der Vermieter Ausbau und Betrieb direkt einem Telekommunikationsunternehmen überlassen.

Großer Hausübergabepunkt der Telekom. Links kommt das Rohr mit einem Bündeladerkabel an. Die 34 Fasern wurden an Pigtails mit LC-Steckverbindern gespleißt.

So kommt die Glasfaser ins Haus

Wie die Glasfaser ins Haus gelangt, ist bei den diversen Anbietern relativ ähnlich. Falls der Ausbau schon stattgefunden hat, liegt möglicherweise das Kabel bereits auf dem Grundstück bis ans Haus heran. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Verkabelung vom Hauptstrang bis zur Grundstücksgrenze liegt und von dort aus noch bis ins Haus geführt werden muss.

Auf dem Grundstück selbst wird üblicherweise kaum gebuddelt. Lediglich am Startpunkt, meist öffentlicher Grund, und eventuell am Haus selbst muss eine kleine Grube ausgehoben werden. Dann schießt der Bautrupp eine sogenannte Erdrakete bis zum Zielpunkt am Haus. In die Außenwand wird dann ein Loch gebohrt und das Kabel hindurchgeführt, falls nicht bereits Leerohre etwa für andere Kabel existieren.

Im Haus entsteht in der Nähe der Eintrittsstelle der sogenannte Hausübergabepunkt (HÜP) oder Hausanschlusspunkt (HPL), meist ein Kasten aus Kunststoff, in der die Glasfasern aus dem Leerrohr geführt werden. Bei einem sogenannten FTTB-Anschluss (Fiber to the building) übernimmt ab dort die Hausverkabelung über Kupfer die restliche Verteilung im Haus. Das ist beispielsweise bei G.Fast-Anschlüssen der Fall. Die Bandbreite ist aber stärker abhängig von der Leitungslänge.

Wir betrachten an dieser Stelle die modernere und beim Ausbau bevorzugte FTTH-Variante (Fiber to the home), bei der die Glasfaser direkt bis ins Haus und die Wohnung führt und kein Zwischenschritt mehr erfolgt. Je nach Typ läuft vom HÜP aus ein gespleißtes, also direkt mit dem Kabel von außen verbundene Verlängerung oder ein Patchkabel mit Steckern weiter zum Glasfaser-Teilnehmeranschluss (GF-TA) oder Glasfaser-Dose, die den eigentlichen Endpunkt aus Sicht des Netzbetreibers darstellt.

Die Dose braucht nicht direkt neben dem Hausanschluss liegen: Bis zu 20 Meter ziehen die Anbieter die Kabel auch durch das Haus (30 Meter bei Mehrfamilienhäusern) und montieren dort den GF-TA. Allerdings sollte der Weg dorthin bereits bereitet sein, also entweder Bohrungen oder Leerrohre vorhanden sein. Mitunter bieten die Netzbetreiber die Vorbereitung des Leitungswegs als kostenpflichtigen Service mit an. In jedem Fall müssen die Arbeiten erledigt sein, bevor die Anschlüsse gelegt werden.

Bei Mehrfamilienhäusern werden schlicht mehrere Glasfasern in den Keller geführt und von dort aus verteilt, in der Regel zwei pro Wohnung. Ansonsten unterscheidet sich das Verfahren außer in der Größe des Kastens kaum. Ist alles fertig, führt nun eine Glasfaser von der Dose im Haus oder der Wohnung bis zum zentralen Verteiler.

Das Glasfaser-Modem oder ONT wollte in der Nähe der Dose platziert sein.

Welche Router brauche ich?

An die verlegte Dose kommt nun das Glasfaser-Modem, häufig Optical Network Termination (ONT) oder nur NT genannt. Ab hier wird auch zwingend eine Steckdose in der Nähe benötigt. Üblicherweise stellt der Netzanbieter das Modem zur Verfügung. Üblicherweise trennen die Anbieter Modem und den Netzwerkrouter dahinter, der ONT reicht per PPPoE (PPP over Ethernet) die Daten über ein Ethernet-Kabel an den Router weiter.

Ohne den Router geht es in der Regel nicht, dort konfigurieren Sie den Internetzugang und tragen, falls nötig, ihre Zugangsdaten ein. Teilweise passiert das auch automatisch bei der Einrichtung, je nach Anbieter. Als Router kommen alle gängige Modelle infrage, auch der eventuell noch vorhandene DSL-Router. Alle aktuellen DSL-Fritzbox wie die 7490 oder 7590 nehmen über den WAN-Port PPPoE entgegen. Teilweise verteilen die Glasfaser-Anbieter sogar solche Modelle als Mietgeräte.

Wer ohnehin eine Neuanschaffung plant, kann folglich auch reine Netzwerk-Router verwenden, solange sie PPPoE unterstützen. Neben der Fritzbox 4060 (Test), die für Anschlüsse mit vorhandenem Modem gemacht ist [15] , zum Beispiel auch diverse Mesh-Sets wie die eero-Router oder die Netgear Orbi RBK963 mit Wi-Fi 6E (Test) [16].

Die in Deutschland garantierte Routerfreiheit gilt auch für Glasfaseranschlüsse. Man muss sich also weder mit dem ONT, noch dem Router des Anbieters zufriedengeben. Alternativen im Modembereich sind allerdings rar, ebenso bei Internet-Routern mit integriertem Modem. Ausnahme ist vor allem die Fritzbox von AVM, die es auch direkt mit Glasfaser-Modem gibt.

Aktuell verfügbar sind die Fritzbox 5530 Fiber (Test) [17] und die umfangreicher ausgestattete Fritzbox 5590 Fiber (Test) [18] . Der Clou ist, dass beide Modelle mit den zwei in Deutschland am häufigsten genutzten Glasfaser-Techniken zurechtkommen. Möglich macht das ein SFP-Steckplatz, in dem eines der beiden mitgelieferten Module für GPON oder AON gesteckt wird.

Die Fritzboxen 5530 und 5590 sind für zwei Arten von Glasfaseranschlüssen vorbereitet. Eines der beiden Module links im Bild wird dafür in den SFP-Steckplatz auf der Rückseite gesteckt.

Was sind GPON, AON oder XGS-PON?

Welches Modem Sie brauchen, hängt von der eingesetzten Netzwerktechnik ab. In Deutschland vorherrschend sind passive Varianten, insbesondere GPON (Gigabit Passive Optical Network). Neben der etwas geringeren Reichweite vom Verteiler aus haben sie eine technische Einschränkung: Es teilen sich alle an einem Verzweiger angeschlossenen Teilnehmer die Leitungskapazität, bei GPON 2,5 GBit/s. Es ist also wie TV-Kabel ein shared medium. Üblicherweise werden bis zu 32 oder 64 Anschlüsse über einen Knoten versorgt, wobei nicht hinter jedem Port tatsächlich ein genutzter Anschluss stecken muss und nicht alle gleichzeitig die maximale Bandbreite nutzen.

Eine neuere passive Variante ist das XGS-PON oder auch 10G-PON. Bei diesen wurde die maximale Leitungskapazität auf 10 GBit/s erhöht, in Deutschland betreibt etwa die Telekom in Darmstadt ein erstes Netz. Die Fritzbox im freien Handel bringt ein solches Modem aber noch nicht mit, das Modul FRITZ!SFP XGS-PON gibt es derzeit nur über den Provider. Achten Sie also darauf, ob Sie nicht bereits in einem solchen Ausbaugebiet wohnen.

Das aufwändigere AON (Active Optical Network) sichert jedem Teilnehmer die alleinige Leitung und damit bei Bedarf die volle Bandbreite. Das Verfahren wurde insbesondere bei älteren Verkabelungen genutzt und wird auch in absehbarer Zeit weiter existieren. Angesichts der Kostennachteile und höherem Energiebedarf für den aktiven Glasfasersplitter an den Verteilern wird es aber in neuen Netzen kaum noch zum Einsatz kommen.

Welches Verfahren bei Ihnen zum Einsatz kommt, kann der Netzbetreiber verlässlich sagen. In AON-Netzen ist es aber durchaus möglich, dass kein GF-TA, also keine Glasfaser-Dose vorhanden ist, sondern der ONT direkt an der Glasfaser hängt. Falls dem so ist, überprüfen Sie vor dem Kauf eines alternativen Modems, ob es an den Anschluss passt, der aus dem HÜP kommt.

Ebenso gilt es zu klären, ob und wie der Netzbetreiber ein alternatives Modem einbindet. Die Telekom führt die Fritzboxen 5530 und 5590 Fiber explizit als kompatibel auf, hier sollte es keine Probleme geben. Im Einrichtungsassistenten muss nur die Modem-ID angegeben werden. Die Deutsche Glasfaser schweigt sich zwar weitgehend zum Thema aus, doch bei AVM gibt es eine entsprechende Anleitung für die Aktivierung [20]. Wichtig ist vor allem die Aktivierungsnummer aus dem Kundeportal, die man beim ersten Verbinden eingeben muss.

Teure Tarife mit und ohne Gigabit-Geschwindigkeit

Obwohl es gerne so vermarktet wird, bedeutet Glasfaser nicht automatisch Gigabit Geschwindigkeit. Es hängt auch hier vom Provider ab, wie viel er dem Kunden zur Verfügung stellt. Der hat zudem meist die Wahl, auch Tarife mit weniger Bandbreite zu wählen, die günstiger sind.

Mehr als 1 GBit/s sind für Privatkunden derzeit kaum verfügbar, was auf Augenhöhe mit den schnellsten Kabelanschlüssen liegt. Im Vergleich zu VDSL mit 250 MBit/s aber immer noch ein deutlicher Zuwachs. Die Begrenzung auf 1 GBit/s ergibt derzeit insofern Sinn, als die Weiterverteilung im Haus oftmals nicht schneller erfolgen kann oder gar deutlich langsamer ist und etwa über älteres WLAN läuft. Zumal der Nutzen von noch mehr Bandbreite beschränkt ist. Solange nicht viele Personen parallel große Downloads fahren, lässt sich selbst 1 GBit/s kaum auslasten. Streaming von Filmen etwa frisst deutlich weniger, selbst in 4K-Auflösung sind pro Stream 25 MBit/s bereits üppig.

Der Upload im Glasfasernetz ist höher als bei anderen Techniken für Privatnutzer. Allerdings ist das Verhältnis stark abhängig vom Anbieter. Während die Deutsche Glasfaser symmetrische Anschlüsse mit identischem Down- und Upload verkauft, beschränkt die Deutsche Telekom den Upload auf ein Fünftel des Downloads. Beim regionalen Anbieter htp ist das Verhältnis maximal 2 zu 1, also bei 500 MBit/s bis zu 250 MBit/s.

Wie üblich sollte man vor dem Abschluss genau aufs Kleingedruckte achten. Denn regelmäßig sind die Tarife im ersten Jahr erstaunlich günstig, ab dem zweiten Jahr aber teils wesentlich teurer. So lockt Deutsche Glasfaser mit 25 Euro für alle Tarifstufen, für 1 GBit/s fallen aber ab dem 13. Monat happige 90 Euro pro Monat an. Erschwerend kommt dazu, dass in den teureren Tarifen diverse Flatrates für Festnetz- und Mobil- Telefonie integriert sind. Immerhin darf man nach dem 12. Monat auch downgraden – gegen 10 Euro Gebühr.

Die Telekom bietet 1 GBit/s für 80 Euro bereits ab dem 1 Monat an, möchte dann aber eine Mindestlaufzeit von 2 Jahren für den Tarif und 1 Jahr für den bestellten Router. Die Hälfte der Bandbreite ist mit 60 Euro ab dem 13. Monat auch nicht billig. Vodafone bietet im Kabelnetz ebenfalls 1 GBit/s an, jedoch für schlankere 40 Euro.

Wie mittlerweile üblich sind IP-basierte Dienste über Glasfaser ebenfalls nutzbar. Telefonie ist meist ohnehin mit inbegriffen und über die Router gelöst. Aber auch das TV-Programm und Streaming etwa über MagentaTV, sind bei der Telekom nutzbar, selbstverständlich mit weiteren Kosten. (asp [22])

Quelle:

Mit freundlicher Genehmigung von heise online

URL dieses Artikels: https://www.heise.de/-7248926 (Öffnet in einem neuen Tab)