Rahmer Traktor Club e.V.
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Aus Süddeutschland nach Duisburg-Rahm. Von der Welt der Miniatureisenbahnen zu schweren Landmaschinen – und doch gibt es eine Verbindung: „Es bewegt sich beides fort. Außerdem ist da die Faszination mit Hilfe der Mechanik die Elemente in den Griff zu bekommen“, erklärt Hans-Joachim Gilbert, 1. Vorsitzender des Rahmer Traktor Clubs, seine Vorliebe. Über einige Umwege ist der Schwarzwälder vor vielen Jahren nach Duisburg gekommen. Hauptberuflich Journalist mit dem Schwerpunkt Fachartikel für Verkehrstechnik, Modelleisenbahnen und Modellautos zu verfassen, widmet er sich in seiner knappen Freizeit allzu gerne seinem Trecker und dem Clubleben. „Es ist ein Hobby, das rein gar nichts mit Schreibtisch- und Computerarbeit zu tun hat – es ist ein absoluter Ausgleich zu meinem Berufsalltag.“
Und wenn Gilbert von etwas überzeugt ist, ist er schnell Feuer und Flamme: „Während eines Spaziergangs habe ich das Gelände des Clubs entdeckt, der sich gerade erst formiert hatte.“ Gesehen, begeistert, „vier Wochen später hatte ich meinen ersten eigenen Trecker, einen Hanomag.“ Eine Affinität zu technischen Dingen kann er nicht abstreiten, „aber ich hatte nie die das Bestreben, dies beruflich umzusetzen. Eine Grundbegabung hilft mir dabei, Dinge zu durchschauen und recht schnell zu begreifen, eben learning by doing.“
Der Club setzt sich aus 25 Mitgliedern zusammen, die zwar nicht alle aus Rahm stammen, aber hier im äußersten Zipfel des Duisburger Südens ihren Treffpunkt haben. Zufahrt und Hofeinfahrt zählen noch zum Duisburger Stadtgebiet, das Clubgelände gehört aber schon zu Düsseldorf. Eine nicht ganz einfache Situation, denn „wir gehören zu einem vergessenen Landstriche der Landeshauptstadt. Seit zehn Jahren warten wir auf eine Baugenehmigung, wir würden gerne auf dem Gelände ein kleines Museum errichten und kommen einfach nicht so recht voran“, schüttelt Hans-Joachim Gilbert den Kopf. Es fehlt an einer neuen Remise, um eine Dreschmaschine oder eine historische Strohpresse, beide Geräte mit empfindlichen Holzteilen, geschützt unterzustellen. Weitere Ideen sind eine Dauerausstellung mit Themeninseln zu schaffen. Neben Treckern zählen auch Geräte wie Heuwender, Kartoffelroder oder Pflüge zum Repertoire, alles konserviertes Alteisen. Anhand dieser Gegenstände lässt sich Zeitgeschichte erklären, gerne interaktiv, wie es Gilbert vorschwebt.
Es ist ein mechanisches Fahrzeug, das eine Seele hat.
Mehr als die Hälfte der Mitglieder besitzt eigene Trecker, die zum größten Teil aus den 1950er und 60er Jahren stammen. Die Marken heißen dann auch Deutz (luftgekühlt), Porsche Diesel, Hanomag, Lanz Bulldog oder Kramer. Die Fahrzeuge erscheinen im Gegensatz zu den heutigen Landmaschinen äußerst klein, fast schon possierlich. Sie erzählen aber auch aus einer Zeit als mehrheitlich Kleinlandwirtschaft betrieben wurde, die der direkten Ernährung des Umfeldes diente. Die Versorgungskette war nachvollziehbarer, glaubt Gilbert.
Genau diese Nachvollziehbarkeit ist es, die er und die Clubmitglieder in ihrem Hobby finden. „Es ist die Durchschaubarkeit, die Motoren sind übersichtlich, ich kann die Technik noch verstehen. Das geht bei modernen Autos eben nicht mehr, wenn ein Softwareproblem gemeldet wird.“ Zu seinem über 60 Jahre altenTrecker hat er ein emotionales Verhältnis: „Das Wohlergehen meines Fahrzeugs liegt mir sehr am Herzen. Es ist ein mechanisches Fahrzeug, das eine Seele hat. Startet der Motor schlecht, kann es eben sein, dass es eine Zeit dauert bis sich das Gefährt berappelt.“
Er schätzt den direkten Kontakt zu den Mitgliedern, die gegenseitige Hilfe, das Alltagsgespräch. Bei Wartungsarbeiten, wie Filter reinigen oder Gelenke abschmieren, kann Gilbert entschleunigen. „Es ist wunderschön an Sommerabenden mit dem Traktor eine Runde zu drehen oder gemeinsame Ausflüge zu unternehmen.“ Mittlerweile kennt er jeden Feldweg der Umgebung. Die ländliche Landschaft und der dörfliche Charakter Rahms lassen einen zuerst nicht vermuten in der Stadt zu sein, „doch man ist Teil davon. Hat die Vorteile der Infrastruktur, einen dichteren ÖPNV-Takt als auf dem Land.“ Rahm teilt sich in Rahm-West und Alt-Rahm auf, „ein Ortsmittelpunkt fehlt“, bedauert Gilbert. „Positiv ist hingegen, dass es so idyllisch ist, ich bin schnell im Grünen, es gibt Wiesen und Felder und Rahm liegt äußerst verkehrsgünstig.“
Aufgefallen ist ihm die große Kontaktfreudigkeit der Duisburger. Anfangs fand Gilbert dies als Zugezogener etwas befremdlich: „Es ergibt sich durchaus an Fußgängerampeln das ein oder andere Gespräch, während man wartet. Zu Beginn fand ich das etwas aufdringlich und ich fragte mich, was will der von mir? Jetzt weiß ich, dass es einfach ein unverbindliches, freundliches Gespräch ohne Hintergedanken ist. Wenn man aber möchte, besteht jedoch die Möglichkeit, etwas daraus zu machen.“
Hans-Joachim Gilbert empfiehlt:
- St.-Hubertus-Kirche
- ein Spaziergang durch den Ort
- und wenn das Tor zum Clubgelände geöffnet ist, einfach mal vorbeischauen. Vielleicht gibt es dann auch schon einen Trecker, an dem sich Schnuppermitglieder ausprobieren können.