Anna Littsa alias Foxy - Graffitiart

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Anna Littsa kommt aus Moskau. Dank der Liebe zu ihrem Mann ist sie 2003 nach Duisburg gezogen. Über Neumühl ist sie vor einiger Zeit in Meiderich gelandet. Sie hat geheiratet, ein Kind bekommen, hat Deutsch gelernt, ein Haus gekauft und renoviert. Doch Anna Littsa konnte als ausgebildete Gemmologin, Edelsteinexpertin, beruflich in Deutschland keinen Fuß fassen: „Hier wird mit einer ganz anderen Systematik gearbeitet, das ist eine Wissenschaft für sich und ist nicht mal eben zu erlernen. Ich musste mich ganz neu orientieren.“ Sie erinnerte sich an ihre künstlerische Ader: „Schon von klein auf habe ich immer gemalt. Ich habe irgendwo auf dem Boden gelegen und gezeichnet.“ Auch in Duisburg hat sie wieder angefangen viele Bilder zu malen. Doch bis Anna Littsa Foxy wurde dauerte es noch eine Weile.

Ihre kreative Ader brachte sie auf die Idee Nageldesign zu erlernen. Tatsächlich fand sie eine Schule in Deutschland, mit russischsprachigen Ausbilderinnen, die sie in die Miniaturmalerei einführten. Es folgten erste erfolgreiche Meisterschaften und der Schritt in die Selbstständigkeit: „Am liebsten bilde ich den Nachwuchs aus, die Ausbildung nimmt mittlerweile mehr Zeit ein als dass ich Kundinnen bediene.“ Ihr Mann war es dann aber, der Littsa auf den Gedanken brachte ihre künstlerischen Fähigkeiten als Tätowiererin einzusetzen.

Auch hier bewies sie ihr Talent, suchte lange nach dem passenden Werkzeug, übte auf Schweinehaut und tätowierte dann als erstes ihren Mann. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Neben dem Nagelstudio betreibt sie also auch noch einen Tätowierstudio. Auf diesem Wege vergrößerten sich zwar ihre Motive – vom Nagel zur mehr oder weniger großflächiger Haut – aber an großformatige Graffiti hat Anna Littsa da noch nicht gedacht.

Ich würde mich sehr freuen, wenn es mehr legale Sprühflächen geben würde.

Es war ein Freund, der sie motivierte beim Sprühen zu zusehen und es auszuprobieren: „Ich war aber anfangs sehr zurückhaltend und konnte mir nicht vorstellen, wie ich mit den Sprühdosen gezielt ein Bild umsetzen kann. Die ersten Male, habe ich nur zugeguckt. Es stehen ja auch immer Leute um einen herum, so dass man immer unter Beobachtung ist.“ Dann war irgendwann der Zeitpunkt da, und sie hat es gewagt. Der Freund beruhigte sie, sie könne auch punktuell mit dem Pinsel malen, das machen gar nicht so wenige.

Und Anna Littsa fing an zu sprühen – und wie. Ihre großformatigen Motive „Characters“ entnimmt sie zumeist aus dem Horror- oder Comicgenre, wie etwa Stephen Kings Pennywise. Aber auch MusikerInnen werden verewigt, wie der von ihr sehr geschätzte ehemalige Rapper Tupac. Ihre bevorzugten Flächen sind die Meidericher Unterführung und ein Bereich im Landschaftspark Duisburg-Nord: „Ich würde mich sehr freuen, wenn es mehr legale Sprühflächen geben würde. Ich möchte gerne anderen zeigen, wie es geht und Workshops anbieten.“ Positiv bewertet sie, dass es extra Abfallbehälter für die Sprühdosen gibt.

Der Tunnel, der direkt in Littsas Nachbarschaft liegt, ist eine imponierende Freiluftgalerie geworden. Wenn sie vor Ort sprüht, kommt sie oft mit PassantInnen ins Gespräch und erntet viel Zuspruch: „Ein schöner bunter Tunnel.“ Sie erlebte aber auch, dass nicht ihr die Werke zugetraut wurden, sondern ihrem Kompagnon. „Mittlerweile wissen die Jungs aber, dass ich dahinterstecke.“ Ihre Signatur: Foxy! Ihr Markenzeichen: ein Fuchs!

Seit 2018 ist Anna Littsa nun als Foxy in der Graffitiszene unterwegs. Auch hier hat sie wieder erfolgreich an Contests teilgenommen und sich einen Namen gemacht, der natürlich auch auf Neider trifft: „Ehrenkodex ist, das Bild – Piece – des anderen nicht zu übersprühen. Aber genau das ist mir mit meinem allerersten Bild passiert, da bin ich schon etwas nachtragend. Außerdem besprüht jemand stets die Augen meiner Porträts“, wundert sie sich. Graffitiart ist eben sehr temporär und schnell vergänglich. Wenn es dann aber besonders schnell zerstört wird, ist es schon sehr ärgerlich.

Aus einer 12 Millionenmetropole ins beschauliche Duisburg-Meiderich, wie war das? „Mir ist besonders die Ruhe aufgefallen und die Umstellung fiel mir anfänglich schon schwer, Moskau ist sehr hektisch. Jetzt bin ich aber hier heimisch. Wenn ich Moskau besucht habe, komme ich zurück nach Hause.“

Littsa schätzt diese Ruhe – auch, dass sich die Nachbarn alle untereinander kennen. Es gibt viel Zusammenhalt und engagierte Menschen. „Meiderich hat einen dörflichen Charakter, außerdem gibt es hier einen russischen Supermarkt in der Nähe“, freut sie sich. Ihre Lieblingsorte sind der Hochofen 5 im Landschaftspark, „hier hat man einen tollen Ausblick“, und die Meidericher Basarstraße.