Geschichte der Europäischen Union
Der Beginn der Zusammenarbeit für ein friedliches Europa
Europa - für lange Zeit stand dieser Kontinent für Kriege und blutige Auseinandersetzungen zwischen benachbarten Völkern. Das 20. Jahrhundert in Europa war geprägt von den Schrecken der beiden Weltkriege und der Feindschaft zwischen den Staaten. So ist der im Jahr 1945, nach Ende des Zweiten Weltkrieges, entstandene Wunsch nach Frieden und Einigkeit nicht verwunderlich.
Nur fünf Jahre nach Kriegsende (1950), wird der Grundstein für die zukünftige Europäische Union gelegt, als Frankreichs Außenminister Robert Schumann einen Plan zur Errichtung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) vorschlug. 1951 wurde aus diesem Plan Wirklichkeit und die sechs Gründungsstaaten der EU - Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg und die Niederlande - entschlossen sich zur Zusammenarbeit und unterzeichneten den EGKS-Vertrag. Dieser Vertrag sollte die Länder Europas durch gleichberechtigte Kooperation und gemeinsame Organe einen. Nur wenige Jahre später, im März 1957, wurden aus der EGKS, durch die Unterzeichnung der Römischen Verträge, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) sowie die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom).
Die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs
Die EWG, ebenfalls von den sechs Gründungsstaaten unterschrieben, sah einen gemeinsamen Markt vor, deswegen wurden in den 60er Jahren innerhalb der Mitgliedstaaten die Zölle abgeschafft. 1965 wurden durch den Fusionsvertrag die beiden Gemeinschaften EWG und Euratom, sowie die EGKS zusammengelegt.
Die Gemeinschaft wächst
Die gute Zusammenarbeit der sechs Staaten und die Vorteile des gemeinsamen Binnenmarktes führten dazu, dass die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft auch für andere Länder attraktiv wurde. 1973 traten Großbritannien, Dänemark und Irland bei. Nur wenige Jahre später 1979 wurde das Direktwahlrecht für das Europäische Parlament eingeführt. Dies war ein bedeutender Schritt in Richtung Bürgernähe und Partizipation.
Europa im Wandel
Zwei Jahre später kam Griechenland dazu und 1986 wurden Spanien und Portugal Teil der Gemeinschaft. Im selben Jahr wurde ein weiterer wichtiger Vertrag, die "Einheitliche Europäische Akte" (EEA) von den Außenministern der Mitgliedstaaten unterzeichnet. Das in diesem Vertrag vorgesehene Ziel war die Schaffung eines europäischen Binnenmarktes bis Ende des Jahres 1992.
Ein Europa ohne Grenzen
In eben diesem Zieljahr wurde ein für die Gemeinschaft äußerst wichtiger Vertrag in Maastricht beschlossen: der Vertrag über eine Europäische Union. Er verwandelte die bisherige Wirtschaftsgemeinschaft in eine Union, die auch engere politische Zusammenarbeit vorsah. Seit diesem Vertrag spricht man von der Europäischen Union (EU).
Im Maastrichter Vertrag wurde auch der Grundstein für die gemeinsame europäische Währung gelegt. Daraufhin wurde 1999 (zunächst für bargeldlose Transaktionen, drei Jahre später in Form von Bargeld) der Euro eingeführt. Mittlerweile fand durch den Beitritt von Österreich, Finnland und Schweden im Jahre 1995 eine weitere Vergrößerung der EU statt, die man "Norderweiterung" nannte. Zwei Jahre später wurde von 15 Mitgliedstaaten der Vertrag von Amsterdam unterzeichnet.
Weitere Erweiterung
Schon kurz darauf (2001) wurde der Vertrag von Nizza unterschrieben, der eine institutionelle Reform beinhaltete, welche die EU auf die geplante Osterweiterung auf 25 Mitgliedstaaten im Jahr 2004 vorbereiten sollte. Schließlich traten dann 2004 insgesamt 10 neue Staaten der EU bei - Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakei, Slowenien, Ungarn, Malta und Zypern. Im gleichen Jahr der Osterweiterung wurde auch ein neuer Vertrag unterschrieben, der Vertrag über eine Europäische Verfassung. Dieser schlug jedoch fehl, da das ein Jahr später in Frankreich und den Niederlanden durchgeführte Referendum negativ ausfiel. Aus diesem Grund musste neu über den Vertrag verhandelt werden. 2007 wurde dann die neue Version des Vertrages in Lissabon von allen Mitgliedstaaten unterzeichnet. Weiterhin wuchs die EU 2007 mit Bulgarien und Rumänien auf 27 Mitgliedstaaten an.
Am 1. Januar 2009 sollte der Vertrag von Lissabon in Kraft treten. Dies wurde als wichtig angesehen, da im Juni 2009 die Wahlen für das Europäische Parlament stattfanden und die Bürger bei den Wahlen bereits in voller Kenntnis des neuen Vertrages sein sollten. Bis zu diesem Datum sollten alle Mitgliedstaaten den Vertrag ratifiziert haben. Im März 2008 hatten Frankreich, Slowenien, Ungarn und Rumänien dem Vertrag zugestimmt und ihn ratifiziert. Deutschland hatte den Vertrag im Mai 2008 ratifiziert. Endgültig trat der Vertrag von Lissabon jedoch erst am 1. Dezember 2009 in Kraft.
Ein schwieriges Jahrzehnt
Als 28. Mitgliedsstaat trat Kroatien am 1. Juli 2013 der EU bei.
Das Vereinigte Königreich ist das erste Land in der Geschichte der Europäischen Union, das die Gemeinschaft verlassen will. Am 23. Juni 2016 haben sich die Briten mit einer knappen Mehrheit von 52 % durch ein Referendum dafür entschieden. Diese Entscheidung hat Theresa May dann Ende März 2017 formal bei der Europäischen Union entsprechend Artikel 50 des EU-Vertrags eingereicht. Der Austritt Grußbritanniens aus der EU ist mit dem 01. Februar 2020 rechtskräftig.
Krisen, der Weg zur Erholung und heute
Derzeit werden mit 5 weiteren Ländern offizielle Beitrittsverhandlungen geführt - mit Nordmazedonien, Montenegro, Serbien und Albanien. Außerdem gehört die Türkei dazu, wobei jedoch nach aktuellem Stand ein Beitritt als unrealistisch zu bewerten ist.
Nach den russischen Militärangriffen auf die Ukraine forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 26. Februar 2022 die sofortige Aufnahme seines Landes in die Europäische Union. Am 28. Februar 2022 unterzeichnete Selenskyj eine Bewerbung für die EU-Mitgliedschaft.
Mit einer überwältigenden Mehrheit sprachen sich am 1. März 2022 die Abgeordneten des EU-Parlaments für die Aufnahme von Beitrittsgesprächen aus.