"Achtung! Toter Winkel!" - Kampagnestart gegen Abbiegeunfälle
An allen 116 Standard- und Gelenkbussen der DVG wird bald der Hinweis: "Achtung! Toter Winkel!" zu sehen sein.
Die Aufkleber werden an der rechten Kante der Heckseite der Busse angebracht, um Fußgänger und Radfahrer vor einem möglichen Abbiegeunfall zu warnen. Auf zwei Bussen wirbt zusätzlich ein großer Heckaufkleber für die Aktion. "Wir möchten die Menschen wachrütteln und für das Thema sensibilisieren - nur so können wir Gefahrensituationen reduzieren. Denn wir wissen, dass wir mit Aufklebern allein keine Unfälle vermeiden können", erklärt David Karpathy, Personalvorstand des Verkehrsunternehmens. "Daher möchten wir aufklären und allen Betroffenen Präventionsmaßnahmen an die Hand geben."
Mehr Verkehrsunfälle mit Radfahrern
Dass Handlungsbedarf besteht, belegen die Zahlen aus dem Bericht der Polizei Duisburg: Im Jahr 2014 sind zwei Radfahrer aufgrund eines Abbiegeunfalls tödlich verunglückt. Insgesamt gab es 439 Verkehrsunfälle mit Radfahrern, davon waren 17 im toten Winkel. Im Vergleich zum Vorjahr mit 381 Fahrradunfällen sind dies rund 15,2 Prozent mehr. Knapp Zweidrittel aller Fahrradunfälle geschehen mit Beteiligung eines Pkw. "Lebensgefährlich wird es für die Radfahrer besonders dann, wenn sie geradeaus fahren wollen und mit nach rechts abbiegenden Bussen oder Lkw zusammenstoßen. Oft ist bei diesen Unfällen der tote Winkel im Spiel, durch den Radfahrer und auch Fußgänger, die sich rechts neben den Fahrzeugen befinden, aus dem Sichtbereich der Fahrer verschwinden", erklärt Dr. Elke Bartels, Polizeipräsidentin der Polizei Duisburg. Die DVG-Busse und auch viele andere Busse und Lkw sind mit einem Spiegelsystem ausgestattet, das den für den Fahrer nicht einsehbaren Bereich auf ein Minimum verkleinert. Dies trifft aber nicht bei allen Fahrzeugen im Straßenverkehr zu.
Der tote Winkel
Norbert Todt, Abteilungsleiter Unfallanalyse der DEKRA Niederlassung Duisburg, erklärt: "Lkw- und Busfahrer sehen nur den Raum direkt neben dem Fahrersitz aus dem rechten Fenster heraus und mit Blick in den Seitenspiegel einen Bereich, der sich neben dem Fahrzeug nach hinten erstreckt. Dazwischen befindet sich jedoch eine Fläche, welche die geometrische Form eines, nach hinten offenen, spitzen Winkels von etwa 30 Grad hat. Alles, was sich in diesem Raum befindet, kann vom Fahrer nicht gesehen werden, wenn sich keine zusätzlichen Hilfsmittel, wie Extra-Spiegel, am Fahrzeug befinden."
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Verkehrssicherheitsexperten Radfahrern und Fußgängern folgende Regeln:
• vor einer roten Ampel besser hinter dem Lkw warten als neben ihm
• Blickkontakt mit dem Fahrer suchen, denn nur dann kann dieser auch einen selbst sehen
• vorsichtshalber umdrehen, bevor eine Kreuzung oder Seitenstraße überquert wird, und sich vergewissern, ob nicht ein rechtsabbiegendes Fahrzeug von hinten kommt
• notfalls auf die Vorfahrt verzichten Präventive Maßnahme Die Aufkleber sollen nicht nur Radfahrer und Fußgänger vor einer möglichen Kollision mit dem Bus schützen.
Auch hinter dem Bus stehende Pkw-Fahrer sollen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie Gefahrensituationen vermeiden können, wenn sie beim Abbiegen vorsichtiger agieren. Carsten Tum, Beigeordneter Stadtentwicklungsdezernat der Stadt Duisburg, ergänzt: "Unser Ziel ist es, dem Thema 'Toter Winkel' präventiv zu begegnen und für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen. Die Aktion dient in erster Linie der Unfallvermeidung. Aber sie trägt auch zum Schutz der Bus- und Lkw-Fahrer bei, denn ungeachtet der straf- und zivilrechtlichen Auswirkungen, sind solche Vorfälle für die Betroffenen meist auch langfristig eine enorme psychische Belastung."
Die Fahrer der DVG werden deshalb schon frühzeitig auf die Gefahren aufmerksam gemacht. Die Sensibilisierung für den toten Winkel ist ein fester Bestandteil der Fahrausbildung. Weitere Aktionen des Bündnisses zu diesem Thema mit Schulklassen oder Seniorengruppen sind geplant, um die Sensibilität aller Verkehrsteilnehmer zu schärfen.