„Leben mit HIV – anders als du denkst?“: Frühzeitige Diagnose steigert Behandlungserfolg
Ein HIV-Test muss nichts kosten – ist aber viel wert. Anlässlich des 36. Welt-Aids-Tages (WAT) am 1. Dezember weisen die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. und die HIV/STI-Beratung der Stadt Duisburg auf ihre Angebote, zeitgleich aber auch auf die bedrückende Finanzlage hin. Veranstaltungen zum WAT sollen ermutigen, sich über HIV zu informieren sowie auf die Auswirkungen einer drastischen Kürzung der Landesmittel aufmerksam machen.
Donnerstag, 28. November 2024 | Stadt Duisburg - Ein Test ist für Bürgerinnen und Bürger derzeit kostenfrei, aber der Wert, den er für die eigene Gesundheit hat, ist unbezahlbar. „Wer frühzeitig von der Infektion weiß, kann auch rechtzeitig eine effektive Behandlung erhalten. Moderne Medikamente unterdrücken die Viruslast und schützen so die Gesundheit. Menschen mit HIV haben heute eine nahezu normale Lebenserwartung und geben unter Therapie das Virus nicht an andere weiter,“ erklärt Martina Jungeblodt, Aids-Koordinatorin der Stadt Duisburg. Aktuellen Zahlen des RKI zufolge erfolgten 2023 in NRW fast 38 Prozent der Neu-Diagnosen erst mit fortgeschrittenem Immundefekt. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig der Zugang zu Testangeboten, Beratung und Prävention ist.
Alle, die Fragen zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) haben, können die kostenlose, anonyme und vertrauliche Beratung in der städtischen HIV/STI--Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Außenstelle des Gesundheitsamtes bietet nach Terminabsprache HIV-Antikörperteste an. Termine können unter 0203/283-983145 oder www.qtermin.de/stadt-duisburg-aidsberatung vereinbart werden.
Die Aids-Hilfe hält ebenfalls ein Testangebot in Duisburg und auch in Moers vor. Beratung und Test erfolgen ebenfalls kostenlos und anonym. Termine können telefonisch unter 0203/666633 oder unter www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de vereinbart werden.
Doch die Angebotsstruktur ist in Zukunft massiv gefährdet. „Nach dem vorliegenden Entwurf des Landeshaushalts für 2025 soll die Förderung der Maßnahmen zur Eindämmung von HIV und anderen STI um rund 35 Prozent gekürzt werden. Wenn der Landtag diesem Entwurf unverändert zustimmt, bedeutet dies das Ende der bislang hochwertigen Unterstützung effektiver HIV/AIDS-Prävention in NRW,“ erläutert Werner Garbe, einer der beiden Geschäftsführenden der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. Davon betroffen wären 31 regionale AIDS-Hilfen sowie Projekte, die über landesweite zielgruppenspezifische Präventionsmittel gefördert werden. Die Kürzung hätte auch unmittelbare Auswirkungen auf alle Träger, die in der sexualpädagogischen Jugendarbeit tätig sind. Wenn Prävention durch Öffentlichkeitsarbeit in Schulen, Firmen, Vereinen wegbricht und Jugendliche nicht mehr über STI aufgeklärt werden, ist absehbar, dass die HIV-Infektionen steigen. Mögliche Kürzungen der Landeszuwendungen können nicht von den Kommunen und Landkreisen kompensiert werden. Dies führt dazu, dass gewachsene Strukturen zerstört werden, die nach Besserung der Haushaltslage nicht ohne weiteres wieder aufgebaut werden können.
Wer an sexueller Bildung spart, riskiert zudem eine gesellschaftliche Regression. Menschen mit HIV sorgen sich oft mehr vor sozialer Ausgrenzung als vor gesundheitlichen Herausforderungen. HIV darf kein Tabuthema mehr sein. Das Angebot von Gesundheitsamt und AIDS-Hilfe soll dazu beitragen, dass sexuell aktiven Menschen ausreichend Informationen und Beratungsangebote zur Verfügung stehen. „Doch das kann so nur bei Erhalt der Förderung gelingen, die überdies seit 35 Jahren nicht angepasst worden ist,“ machen die Fachleute deutlich.