Berufe am und auf dem Wasser: Berufsschulausbildung am Schiffer-Berufskolleg RHEIN
Wir stellen euch das Schiffer-Berufskolleg Rhein (SBKR) vor und Dr.-Ing. Ralf Häring beantwortet und ein paar Fragen dazu.
„Binnenschiffer/-in“, „Binnenschifffahrtskapitän/-in“, „Bootbauer/-in“ sowie zur „Fachkraft für Hafenlogistik“.
Wenn es um Ausbildung in Berufen am und auf dem Wasser geht ist das Schiffer-Berufskolleg RHEIN (SBKR) in Duisburg-Homberg eine der ersten Adressen in Deutschland! Es bietet umfassende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in den Berufen „Binnenschiffer/-in“, „Binnenschifffahrtskapitän/-in“, „Bootbauer/-in“ sowie zur „Fachkraft für Hafenlogistik“.
Die Berufsschule ist im Rahmen des dualen Ausbildungssystems Partner der Ausbildungsbetriebe. Alle Schülerinnen und Schüler müssen daher einen Ausbildungsvertrag – je nach Berufsbild - mit einer Reederei/einem Partikulier, einer Werft oder einem Hafen- bzw. Umschlagsbetrieb abschließen. Rein schulische Vollzeit-Bildungsgänge werden nicht angeboten.
Der Unterricht erfolgt bei den Binnenschiffern und den Hafenlogistikern in einem Schulblock von etwa 12 bis 14 Wochen pro Schuljahr, während die Bootsbauer üblicherweise eine Unterrichtswoche pro Monat am Schiffer-BK verbringen. Je nach Bildungsgang dauert die Ausbildungszeit in der Regel drei oder dreieinhalb Jahre. Zudem besteht die Möglichkeit ggf. auch die Fachhochschulreife zu erlangen oder in Kooperation mit der Jade-Hochschule ein duales Studium „Schiffs- und Hafenbetrieb“ zu absolvieren.
Technikhighlihts: Maschinenhalle, Ruderanlagen, Leckabwehrstation
Besonderen Wert wird auf einen handlungsorientierten und praxisrelevanten Unterricht gelegt, den die Schüler/innen in weiten Teilen eigenverantwortlich mitgestalten können und sollen. Hierzu ist die Schule mit zahlreichen speziellen Einrichtungen ausgestattet. Besondere Highlights sind eine Maschinenhalle mit mehreren Schiffsmotoren, Ruderanlagen und zahlreichen technischen Modellen einzelner Antriebskomponenten. Einzigartig ist auch der Flachwasser- und Radarfahrsimulator SANDRA-II. In diesem Simulator können die angehenden Binnenschiffer in sechs voll ausgestatteten Fahrständen nicht nur den Umgang mit den nautischen Instrumenten im Steuerhaus erlernen, sondern auch bis zum Erwerb des EU-Patents (Binnenschiffs-Führerschein) den Umgang mit einem Binnenschiff in unterschiedlichen realitätsnahen Situationen trainieren.
Weiterhin stehen eine Tankschiffssektion mit Leckabwehrstation und einem Marine-Ladearm zum Laden und Löschen von Flüssiggut, Equipment zum Retten und Bergen von Besatzungsmitgliedern/ Passagieren, eine Brandschutzhalle, ein 20 Fuß-Container mit Ausstattung zum Zurren von Gütern, verschiedene Fördermittel sowie ein Holz- und Metalllabor einschließlich 3D-Drucker für Kunststoffteile zur Verfügung. Detailliertere Einblicke in die Berufe und Meinungen ehemaliger Auszubildende bietet die Imagebroschüre des Schiffer-BK RHEIN.
Wie viele Schülerinnen und Schüler besuchen das SBKR?
Derzeit besuchen rund 380 Schüler/-innen pro Jahr das Schiffer-BK. Davon bilden mit ca. 320 Lernenden die Binnenschiffer/-innen die größte Gruppe, während die Hafenlogistiker mit etwa 40 und die Bootsbauer mit rund 20 Auszubildenden vertreten sind. Zum Bedauern vieler Ausbildungsbetriebe ist der Anteil junger Frauen, die die genannten Berufe erlernen möchten, eher gering. In den Binnenschiffer-Bildungsgängen liegt deren Anteil noch immer knapp unter zehn Prozent, obwohl alle Berufsbilder auch für Frauen interessante Perspektiven bieten.
Wie viele Lehrer/-innen arbeiten am SBKR?
Im Schuljahr 2022/2023 arbeiten 14 Lehrkräfte am Schiffer-BK, überwiegend in Vollzeit. Neben den Lehrer/-innen in den klassischen Unterrichtsfächern wie Deutsch, Englisch, Mathematik, … ein Lehramtsstudium erfolgreich abgeschlossen haben, unterrichten in den berufsspezifischen Lernfeldern auch viele sogenannte „Quereinsteiger“, die vor ihrer Ausbildung zum Lehrer meist technische Fächer (Schiffstechnik, Maschinenbau, Elektrotechnik) oder auch Wirtschaftswissenschaften studiert haben. Dies trägt dazu bei, eine hohe Fachkompetenz in den technisch-gewerblichen Bereichen sicherzustellen. Zusätzlich bringen alle Lehrkräfte ein hohes Maß an Eigeninitiative ein, um sich in berufstypische Situationen und Themenfelder intensiv einzuarbeiten. Hierzu tragen auch regelmäßige Fortbildungen auf europäischer Ebene im Rahmen von Erasmus+ bei.
Warum sind die am SBKR betreuten Berufe zukunftsträchtig?
Auch wenn derzeit in den Medien über zahlreiche Forschungsprojekte zu Themen wie „autonomes Fahren von Binnenschiffen“ sowie zu einer „Automatisierung des Güterumschlags“ berichtet wird: Die Binnenschifffahrt und die Hafenlogistik werden auch zukünftig qualifiziertes Personal benötigen, um ihre logistischen Aufgaben zuverlässig und sicher zu erfüllen.
Das Schiffspersonal wird sicher zukünftig durch „Assistenzsysteme“ in verschiedenen Bereichen weiter unterstützt und entlastet. Aber wer heute mit der Berufsausbildung beginnt, diese erfolgreich abschließt und im Beruf engagiert ist, wird nach wie vor ein abwechslungsreiches, verantwortungsvolles und vielseitiges Berufsleben vor sich haben.
Auch für das Bootsbauhandwerk gilt der viel zitierte „goldene Boden“. Zahlreiche Betriebe und Werften benötigen qualifizierten Nachwuchs, um die Aufträge der Kunden aus der Sport- und Berufsschifffahrt erfolgreich abarbeiten zu können. Hier dominiert seit einiger Zeit insbesondere der Servicebereich, der überwiegend auf die Instandhaltung von Booten und Schiffen ausgerichtet ist. Zudem sind Absolventen aller genannten Ausbildungsgänge aufgrund der vielseitigen Kenntnisse und Fertigkeiten auch in anderen Branchen gerne willkommen.
Was hat es mit dem Schulschiff RHEIN auf sich?
Die Schüler/-innen stammen nicht nur aus Duisburg und Umgebung, sondern reisen aus der gesamten Bundesrepublik sowie aus dem benachbarten Ausland zum Berufsschulunterricht an. Während der jeweiligen Unterrichtsblöcke wohnen und leben auswärtige Schüler/-innen an Bord des Schulschiffs RHEIN, das im Homberger Hafen liegt. Das moderne Wohn- und Ausbildungsschiff ist eine Einrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BdB), in der insbesondere die Auszubildenden der Binnenschifffahrt rundum betreut sowie auch zu überbetrieblichen Ausbildungsthemen unterwiesen werden. Ein wesentlicher Lerneffekt ist dort auch das soziale Verhalten, denn nicht nur hier, sondern auch im späteren Berufsleben ist Teamfähigkeit und Zusammenarbeit auf engem Raum erforderlich.