Vom Krieg auf die Bühne: So erlebt Nova Mova EURO ROCK

Musik verbindet, baut Brücken und ist gemeinsame Sprache. Musik lässt sogar den Krieg in den Hintergrund treten. Zumindest zeitweise. So politisch, so besonders wie dieses Jahr war das Duisburger Musikprojekt „EURO ROCK“ seit seiner Gründung in den 90er-Jahren wohl noch nie.

Denn erstmals nimmt eine Band aus einem Kriegsgebiet daran teil: Nova Mova aus Krywyj Rih in der Ukraine. Seit Februar 2023 pflegt Duisburg eine Solidaritätspartnerschaft mit der kriegsgebeutelten Metropole. Und dass die Bandmitglieder aus der frontnahen Arbeiterstadt überhaupt die knapp 2300 Kilometer lange Reise durch Polen und Deutschland antreten konnten, ist auch dem Team bei der Stadt Duisburg zu verdanken.

„Das war für alle eine Herausforderung“, sagt Heike Maus, die sich federführend im Referat für Repräsentation und Internationale Beziehungen um die Bürokratie gekümmert hat. „Aber dank unserer jahrelangen Erfahrung konnten wir alles Nötige in die Wege leiten.“ Und das auf den letzten Drücker. „Wir haben erst um 9.20 Uhr am Tag unserer Abreise den entscheidenden Brief aus dem Kulturministerium in den Händen gehalten“, sagt Anastasia Onyanova. Die Abteilungsleiterin des Musikkollegs aus Krywyj  Rih begleitet die Musiker Miroslav, Oleg, Vitaliy und Andrij auf ihrem Roadtrip. Sie erklärt: „Die Jungs sind alle zwischen 18 und 21 Jahre alt und dürfen eigentlich gar nicht ausreisen.“ Dass sie noch nicht zum Wehrdienst eingezogen wurden, liege nur daran, dass alle noch studieren und deshalb befreit sind. Ein Freifahrtschein für Europa-Reisen ist das aber nicht.

Oleg von der Band Nova Mova spielt Gitarre bei EURO ROCK 2024

Die Ausreise musste umständlich beantragt werden. Seit Februar standen die Behörden in Duisburg und Krywyj Rih in engem Kontakt. Bergeweise Papiere wurden ausgefüllt, die Musiker mussten offiziell von der Stadt Duisburg eingeladen werden. Das Land NRW garantierte die Kosten für Reise und Versicherungen zu übernehmen. Doch bis zuletzt gestaltete sich das als Hängepartie, bis der Brief aus Kiew eintraf…

„Wir sind dann mehr als 30 Stunden nonstop in einem Kleinbus gefahren“, berichtet Gitarrist Oleg. Nachts um 3.30 Uhr erreichten sie schließlich Duisburg. Nach vier Stunden Schlaf trafen sie dann schon auf ihre „Euro Rock“-Mitstreiter: die Bands „Feinstaub West“ aus Meiderich, „Defektas“ aus Vilnius (Litauen) und „Blurry Hallows“ aus Calais (Frankreich). Seitdem wird fleißig im Parkhaus Meiderich geprobt, haben sich die jungen Musikerinnen und Musiker zu neuen Bands zusammengewürfelt. „Auch wenn wir alle verschiedene Sprachen sprechen, verstehen wir uns“, sagt Anastasia Onyanova.

Vitaly singt und spielt Violine bei Nova Mova und bei EURO ROCK 2024 in Duisburg

Das ist alles aber nichts gegen die Strapazen in der Heimat. „Stundenlang wird uns dort der Strom abgestellt, ständig flüchten wir in Bunker. Allein, dass wir hier unsere Handys aufladen können, ist Glück pur“, schwärmt Onyanova. „Die Zeit in Duisburg ist für uns wie frische Luft. Das ist Leben!“ Und Bassist Vitalij ergänzt: „Wir wurden so toll aufgenommen, das sind alles ganz tolle Menschen hier. Und wir sind glücklich, dass wir unsere Kultur hier präsentieren dürfen.“ Denn darum geht es Nova Mova, die sich selbst erst Anfang des Jahres als Band gefunden hat, vor allem: „Ukrainisch als Sprache und Kultur erlebt eine Renaissance in unserer Heimat. Unser Wunsch ist es, diese Kultur zu verbreiten.“

Drei Auftritte haben die neugemixten Bands noch bei „Euro Rock“. Am 24. Juli im „Zum Hübi“, am 25. Juli im „Parkhaus Meiderich“ und am 26. Juli in Nijmegen (Niederlande) im Café „The Shuffle“. Dann geht es für die fünf Besucher wieder zurück nach Krywyj Rih. Für alle eine Selbstverständlichkeit: „Wir wollen unsere Heimat nicht im Stich lassen.“

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